Zitat von Landegaard im Beitrag #148
Eine Frage aber stellt sich mir interessehalber dann immer: Auf welcher Basis bildet sich denn da eigentlich diese Meinung? Irgendwie muss die ja zustande kommen...
Ich habe keine spezifische Meinung zu den aktuellen Zuständen in Weißrussland.
Wozu brauche ich sie? Ist es für mein Leben notwendig, zu allem eine Meinung zu haben?
Mein-ung ist ohnehin überwiegend Mumpitz,
weil sie eh Wir-ung ist und nichts Individuelles.
Distanz zu Aussagen Dritter, die den Sachverhalt auch nur aus zweiter oder dritter Hand kennen, halte ich für ein notwendiges Korrektiv,
vor allem, wenn es sich um öffentliche Dinge handelt. Wie heißt es so schön? Jeder Mensch lügt 75 mal am Tag. Wir wissen, dass gelogen wird,
tun aber im Einzelfall immer völlig naiv so, als würden wir nur mit Wahrheit konfrontiert.
Die meisten Falschaussagen in Medien sind vermutlich nicht bewusst gelogen, sondern der Tatsache geschuldet, dass Politik dem Unterhaltungssegment zugeordnet ist und der Journalist nicht selten aus einer einfachen Meldung eine ihm und dem Publikum genehme Geschichte zusammenbastelt und inszeniert, weil die sich besser vermarkten lässt als die blutleere Wahrheit.
Die meisten Meinungsaussagen betreffen die Bewertung oder Gewichtung bestimmter Themen, keine Faktenfeststellungen. Es gibt bei diesen Bewertungen keine finalen "Wahrheiten" mit wissenschaftlicher Herleitung.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 13:22von Hans Bergman • | 23.327 Beiträge
Zitat von Corto im Beitrag #150Man muss kein Urteilsvermögen haben, um eine Meinung zu haben.
...Meinungen stützen sich niemals nur auf Information, sondern immer auf Urteilsvermögen.
Es gibt auf Gefühl basierende Meinungen und auf Informationen (und Erfahrung) basierende Meinungen. Zweitere müssen nicht zwangsläufig richtig sein.
Zitat von Corto im Beitrag #154
Die meisten Meinungsaussagen betreffen die Bewertung oder Gewichtung bestimmter Themen, keine Faktenfeststellungen. Es gibt bei diesen Bewertungen keine finalen "Wahrheiten" mit wissenschaftlicher Herleitung.
Die hierzulande allein publizierte Meinung über die Wahl in Weißrussland ist die,
dass Lukaschenko keine demokratische Mehrheit hat.
Beruht diese auf Faktenfeststellungen oder ist hier nicht doch eher der Wunsch Vater des Gedankens?
Nachdem Putin mit über 60% direkt vom Volk gewählt wurde, hat man Russland hierzulande auch gleich
zur Diktatur gekürt, denn dass das Volk den Chef direkt wählt, ist ein sicheres Indiz für Diktatur.
Hierzulande konnte man in den letzten 15 Jahren Partei X oder Partei Y, ja sogar Partei Z wählen, man bekam immer die Merkel,
die ja aus einem solchen System kommt, weil in deutschen Demokratien der Bürger keinen Einfluss darauf haben darf, wer Kanzler wird.
Das ist bei uns Aufgabe der Elite. Im Gegenzug darf das Volk im Internet und am Stammtisch über die Politiker stänkern, bis der Arzt kommt.
Das ist der Deal. Und das nennen wir Freiheit.
Man muss schon unterscheiden: Medien sollten Fakten vermitteln. Journalistische Meinungsäusserungen sind zulässig, aber als solche klar zu kennzeichnen ("Kommentar").
Bürger (und Foristen) dürfen Meinungen vertreten, die sich rein auf ihr persönliches Urteil stützen (zu dem i.Ü. auch Gefühle und individuelle Erfahrung beitragen).
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 23:00von Nante • | 10.428 Beiträge
Zitat von Corto im Beitrag #158
Man muss schon unterscheiden: Medien sollten Fakten vermitteln. Journalistische Meinungsäusserungen sind zulässig, aber als solche klar zu kennzeichnen ("Kommentar").
Corto, das ist jetzt idealtypisch gedacht: Beschränkung auf eine klar abgrenzbare Aufgabe. Vielleicht sogar ein wenig mechanistisch. Aber das funktioniert ja nicht.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 23:00von Landegaard • | 21.053 Beiträge
Zitat von Marlies im Beitrag #149Zitat von Landegaard im Beitrag #148
Nun ja.. Wenn alle schreiben, der Himmel sei blau, kommt noch in Betracht, dass es sich einfach um etwas offensichtliches handelt, muss also nicht ein Indiz für Zensur oder gleichgeschaltetes Denken sein.
Wenn alle zum Himmel hochsehen und ein Blau erkennen, dann ist das etwas völlig anderes als wenn alle von Dritten erfahren, dass Angela Merkel dem Jens Spahn gestern eine gescheuert hat und selbst derjenige, der das im Aachener Volksboten schreibt, das nur aus vierter Hand weiß.
Schon klar, war nur als Ergänzung zu Ihrem Beitrag gedacht.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 23:03von Landegaard • | 21.053 Beiträge
Zitat von Corto im Beitrag #150
Eine Meining hängt nicht unbedingt von spezifischen Kenntnissen (vulgo: Information) ab, sondern vielmehr von der persönlichen Einstellung zu den Dingen. Das ist absolut legitim. Informiertheit an sich begründet noch lange keine Meinung: man kann total informiert und dennoch frei von jeglicher persönlicher Meinung sein (scheint mir heute eher der Regelfall zu sein...)
Meinungen stützen sich niemals nur auf Information, sondern immer auf Urteilsvermögen.
Schöner Griff, allerdings gibt es kein Urteilsvermögen ohne Information. Sogar "persönliche Einstellungen" bilden sich ohne irgendwas an Information gar nicht erst. Und wenn es Opas Gelaber von 1962 ist, was heute für die "persönliche Einstellung" verantwortlich ist, anhand derer bspw ein Hans bspw. eine EU beurteilt.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 23:05von Landegaard • | 21.053 Beiträge
Zitat von Marlies im Beitrag #151Zitat von Landegaard im Beitrag #148
Eine Frage aber stellt sich mir interessehalber dann immer: Auf welcher Basis bildet sich denn da eigentlich diese Meinung? Irgendwie muss die ja zustande kommen...
Ich habe keine spezifische Meinung zu den aktuellen Zuständen in Weißrussland.
Wozu brauche ich sie? Ist es für mein Leben notwendig, zu allem eine Meinung zu haben?
Mein-ung ist ohnehin überwiegend Mumpitz,
weil sie eh Wir-ung ist und nichts Individuelles.
Ich meine ja nicht, dass Meinungen zu bilden irgendwie Mumpitz ist. Ist aber ein anderes Thema. Ich fragte danach, auf welcher Basis die bei Ihnen bildet. Und natürlich haben Sie eine. Aber wenn Sie es vorziehen, keine zu haben, auch gut. Ist eine Antwort.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 19.08.2020 23:06von Landegaard • | 21.053 Beiträge
Zitat von Marlies im Beitrag #153
Die meisten Falschaussagen in Medien sind vermutlich nicht bewusst gelogen, sondern der Tatsache geschuldet, dass Politik dem Unterhaltungssegment zugeordnet ist und der Journalist nicht selten aus einer einfachen Meldung eine ihm und dem Publikum genehme Geschichte zusammenbastelt und inszeniert, weil die sich besser vermarkten lässt als die blutleere Wahrheit.
Das impliziert, dass die Wahrheit irgendwie langweiliger sein müsste als irgendein Spin. Wie kommen Sie darauf?
Nante, das ist viellecht idealtypisch, aber nicht unrealistisch. Wieder muss man differenzieren: Printmedien wie der Spiegel oder Springer haben schon immer Meinungsjournalismus betrieben. Der staatliche Rundfunk war dagegen (zumindest in meiner Jugend) rein faktenbasiert. Jahrzehntelang wurden News dort von Sprechern vorgelesen, gerade so wie sie von Reuters aus dem Ticker kamen.
Die heutige Meinungsmache im ÖR liegt auch an den unsäglichen (US-importierten) Infotainement-Quasselformaten.
Zitat von Landegaard im Beitrag #171Zitat von Marlies im Beitrag #153
Die meisten Falschaussagen in Medien sind vermutlich nicht bewusst gelogen, sondern der Tatsache geschuldet, dass Politik dem Unterhaltungssegment zugeordnet ist und der Journalist nicht selten aus einer einfachen Meldung eine ihm und dem Publikum genehme Geschichte zusammenbastelt und inszeniert, weil die sich besser vermarkten lässt als die blutleere Wahrheit.
Das impliziert, dass die Wahrheit irgendwie langweiliger sein müsste als irgendein Spin. Wie kommen Sie darauf?
Weil das fast immer so ist.
Die Geschichten, welche die Medien um Ereignisse basteln, dienen ja dazu, Dinge fürs Unterhaltungspublikum aufzupolieren.
Wenn Sie je in einer Art Insiderposition bei Sachverhalten waren,
welche durch die überregionalen Medien gejagt wurden. dann wissen Sie das auch.
Die meisten mehr oder weniger erfundenen Drumherumgeschichten bei öffentlichen Ereignissen
führen zur Entzerrung der Wahrheit und sind das eigentlich Lügenhafte an der Darstellung.
Ich empfehle, die Manipulationsmacht der Medien nicht überzubewerten. Die Leute sind nicht doof und finden auch jenseits der offiziellen Verlautbarungen zu Urteilen. Dabei spielen Familie, Freunde und Bekannte die zentrale Rolle, aber auch kollektive Prägung - das was die Briten den common sense und die Franzosen schlicht den bon sense nennen.
RE: Weißrussland
in Redakteure/Politiker/Parteien 20.08.2020 09:56von Maga-neu • | 35.163 Beiträge
Zitat von Corto im Beitrag #174Das einzige, was mir Hoffnung macht. Die Propaganda wird nämlich immer unerträglicher.
Ich empfehle, die Manipulationsmacht der Medien nicht überzubewerten. Die Leute sind nicht doof und finden auch jenseits der offiziellen Verlautbarungen zu Urteilen. Dabei spielen Familie, Freunde und Bekannte die zentrale Rolle, aber auch kollektive Prägung - das was die Briten den common sense und die Franzosen schlicht den bon sense nennen.
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