Zitat von: GeorgeF
21.09.2010 00:51, #31762
grauenhaft! Eine Zukunft im kaputt - soll's das sein?
Natürlich ist das krass und überspitzt. Aber werden nicht allzu oft "Wege" in diese Richtung begangen oder angedacht? Der Regisseur wollte aufzeigen wohin dies führen könnte. Das Abstumpfen aufgrund Reizüberflutung und das Hinwenden zu (immer) neuen (verrückteren) Events ist mE durchaus real.
Auch gibt es mittlerweile auf virtueller Ebene Angebote die genau das bieten und zur Entstehungszeit des Films (1967) war das nicht mal angedacht.
Aus gegebenem Anlass möchte ich hier auf den oskarnominierten Film "Das Boot" hinweisen und insbesondere auf meine Lieblingsstelle, wo der 1. Wachoffizier (gespielt von Hubertus Bengsch) kurz und knapp den bedeutungsvollen Satz sagt: "Das Geistige kommt hier zu kurz".
Gestern nun, hat ein großes deutsches Nachrichtenmagazin in seiner Onlineausgabe - wohl in dumpfer Ahnung, dass dieser beklagenswerte, vom 1.WO ausformulierte Zustand, immer noch aktuell ist - folgenden Beitrag,
http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,719138,00.html
sogar zunächst als Aufmacher, in seine Site gestellt. Ich bin diesem Magazin unendlich dankbar dafür.
Zitat:
Schade: auf neuerlichen Befehl des Königs sollte Thomas Cromwell nun doch nicht verbrannt werden. Seine findigen Feinde aber hatten vor der Hinrichtung spätabends den trinkseligen Henker Gurrea derart beflissen unter Alkohol gesetzt, dass er an jenem sonnenhellen Sommermorgen 1540 halbtrunken und verkatert den zitternden Nacken Cromwells verfehlte und mit leidlich geschliffener Axt so erbittert lange auf ihm herumhackte, bis Cromwell tot und sein vom Rumpf getrenntes Antlitz wie eine Monstranz endlich der Menge zu zeigen war.
Exekutionen waren ein hocherregend festliches Ereignis zu jener Zeit. Kein nobleman von Geburt, hätte es Cromwell noch weitaus unbequemer treffen können: gehängt, bei vollem Bewusstsein kastriert, ausgeweidet und gevierteilt oder von regenfeuchtem Holz umstapelt, das nicht recht brennen will.
-
Vielgelobtes Buch von Hilary Mantel
http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406...n~Scontent.html
-------
Den neuen Thomas Pynchon gibt´s nun auch auf deutsch:
"Natürliche Mängel"
http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406...n~Scontent.html
Zitat von: BerSie
25.09.2010 17:08, #32785
Zitat:
Schade: auf neuerlichen Befehl des Königs sollte Thomas Cromwell nun doch nicht verbrannt werden. Seine findigen Feinde aber hatten vor der Hinrichtung spätabends den trinkseligen Henker Gurrea derart beflissen unter Alkohol gesetzt, dass er an jenem sonnenhellen Sommermorgen 1540 halbtrunken und verkatert den zitternden Nacken Cromwells verfehlte und mit leidlich geschliffener Axt so erbittert lange auf ihm herumhackte, bis Cromwell tot und sein vom Rumpf getrenntes Antlitz wie eine Monstranz endlich der Menge zu zeigen war.
Exekutionen waren ein hocherregend festliches Ereignis zu jener Zeit. Kein nobleman von Geburt, hätte es Cromwell noch weitaus unbequemer treffen können: gehängt, bei vollem Bewusstsein kastriert, ausgeweidet und gevierteilt oder von regenfeuchtem Holz umstapelt, das nicht recht brennen will.
-
Vielgelobtes Buch von Hilary Mantel
http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406...n~Scontent.html
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Den neuen Thomas Pynchon gibt´s nun auch auf deutsch:
"Natürliche Mängel"
http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406...n~Scontent.html
Pynchons Buch kenne ich nicht, aber "Wölfe" hat mir meine Frau geschenkt. Ich habe reingeschaut - steht als nächstes auf der Liste - und es macht einen sehr guten Eindruck. Wenn ich es gelesen habe mehr dazu. (Vielleicht verzeihe ich Mantel aber nicht die Demontage meines Helden Thomas Morus. :-))
Zitat von: Maga
25.09.2010 18:50, #32796
Pynchons Buch kenne ich nicht, aber "Wölfe" hat mir meine Frau geschenkt. Ich habe reingeschaut - steht als nächstes auf der Liste - und es macht einen sehr guten Eindruck. Wenn ich es gelesen habe mehr dazu. (Vielleicht verzeihe ich Mantel aber nicht die Demontage meines Helden Thomas Morus. :-))
Der Titel von Pynchon "Natürliche Mängel" bezieht sich ja auf die Mängel, die zwangsläufig bei Geschichtschreibung auftreten müssen; vor allem natürlich, wenn es einen großen zeitlichen Abstand zu den beschriebenen Ereignissen gibt.
Der Roman spielt zur Hippie-Zeit in San Franzisco!
Geschichten über Thomas Morus kann man schon deshalb schwer einordnen (und glauben), weil Katholiken (als Autoren) wohl zu Heroisierung neigen;- die Gegner zur Verteufelung.
Zitat von: BerSie
25.09.2010 19:19, #32803
Der Titel von Pynchon "Natürliche Mängel" bezieht sich ja auf die Mängel, die zwangsläufig bei Geschichtschreibung auftreten müssen; vor allem natürlich, wenn es einen großen zeitlichen Abstand zu den beschriebenen Ereignissen gibt.
Der Roman spielt zur Hippie-Zeit in San Franzisco!
Geschichten über Thomas Morus kann man schon deshalb schwer einordnen (und glauben), weil Katholiken (als Autoren) wohl zu Heroisierung neigen;- die Gegner zur Verteufelung.
Hmm, Hippie-Zeit. Nichts gegen Hippies, aber ich kann mit der Zeit nicht sonderlich viel anfangen. War vor meiner Zeit, aber doch nicht lange genug vor meiner Zeit, um mich dafür zu interessieren. Obwohl ich natürlich gerne
http://www.youtube.com/watch?v=2leER1-fqVs&feature=related
höre.
Bei Thomas Morus muss ich, noch vor allen Büchern, an den Film von Fred Zinnemann "A man for all seasons" denken - mit Paul Scofield als Morus und Orson Welles als Kardinal Wolsey. Und Leo McKern als Thomas Cromwell.
http://www.youtube.com/watch?v=-RZKd1be05Q
Zitat von: Maga
25.09.2010 13:11, #32811
Hmm, Hippie-Zeit. Nichts gegen Hippies, aber ich kann mit der Zeit nicht sonderlich viel anfangen. War vor meiner Zeit, aber doch nicht lange genug vor meiner Zeit, um mich dafür zu interessieren. Obwohl ich natürlich gerne
http://www.youtube.com/watch?v=2leER1-fqVs&feature=related
höre.
Bei Thomas Morus muss ich, noch vor allen Büchern, an den Film von Fred Zinnemann "A man for all seasons" denken - mit Paul Scofield als Morus und Orson Welles als Kardinal Wolsey. Und Leo McKern als Thomas Cromwell.
http://www.youtube.com/watch?v=-RZKd1be05Q
Es war eine tolle Zeit.;-)
Zitat von: Willie
25.09.2010 20:24, #32818
Es war eine tolle Zeit.;-)
Diesen Film konnte ich auch in der DDR sehen.
Vanessa Redgrave als Anne Boleyn...
@Willie- die Zeit von Henry VIII?
Zitat von: semipermeabel
25.09.2010 13:41, #32822
Diesen Film konnte ich auch in der DDR sehen.
Vanessa Redgrave als Anne Boleyn...
@Willie- die Zeit von Henry VIII?
Ich bezog mich darauf:
Zitat von: Maga
25.09.2010 13:11, #32811
Hmm, Hippie-Zeit....
http://www.youtube.com/watch?v=2leER1-fqVs&feature=related
:-))
Hippies, da war ich zu jung. Meine Eltern hatten es mit Schlagern und Mutter mit Elvis.
Aber ich hatte ein Miniradio aus dem Westen und den Soldatensender ab 21 Uhr.
Zitat von: semipermeabel
25.09.2010 15:27, #32841
Hippies, da war ich zu jung. Meine Eltern hatten es mit Schlagern und Mutter mit Elvis.
Aber ich hatte ein Miniradio aus dem Westen und den Soldatensender ab 21 Uhr.
Welcher Soldatensender?
.
Unerreicht in der eindringlichen, realistischen Schilderung von Details. Nicht ganz so leicht, sich einzulesen (mit 26), aber der erste Band ein echter Köder, bei dem man begierig in den Haken beißt und nicht mehr loskommt. Ein Geschenk Zolas an die Menschheit.
Vermutlich das Größte, was es in der Literatur je gab:
Zitate:
""Das Glück der Familie Rougon" steht am Beginn eines der ehrgeizigsten Großprojekte der europäischen Literaturgeschichte. Zwanzig Romane (darunter so berühmte Werke wie "Germinal") umfasste am Ende der Zyklus, mit dem Zola seine Epoche in all ihren Facetten anhand einer einzigen, weitverzweigten Familie darstellte.
Mir fällt noch aus dem Stegreif ein:
Der Bauch von Paris, Nana, Das Paradies der Damen, Die Erde (der "langweiligste" der Serie, aber der tiefste, da muss man schon nicht mehr den Roman suchen, sondern bereits die Sprache Zolas wie eine Droge genießen). Eine Schande, ich hatte die ganze Reihe. :(
Dafür gibt es Wiki:
1. Das Glück der Familie Rougon (La fortune des Rougon 1871), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 2003, ISBN 3-7175-2024-5
2. Die Beute (La curée 1871), Artemis & Winkler 1998, ISBN 3-538-05401-0
3. Der Bauch von Paris (Le ventre de Paris 1873)
4. Die Eroberung von Plassans (La conquête de Plassans 1874)
5. Die Sünde des Abbé Mouret (La faute de l'Abbé Mouret 1875)
6. Seine Exzellenz Eugene Rougon (Son excellence Eugène Rougon 1876)
7. Der Totschläger (L'Assommoir 1877)
8. Ein Blatt Liebe (Une page d'amour 1878)
9. Nana (Nana 1880)
10. Ein feines Haus (Pot-Bouille 1882)
11. Das Paradies der Damen (Au bonheur des dames 1883)
12. Die Freude am Leben (La joie de vivre 1884)
13. Germinal (Germinal 1885), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 2002, ISBN 3-7175-2000-8
14. Das Werk (L'Œuvre 1886)
15. Die Erde (La terre 1887)
16. Der Traum (Le rêve 1888)
17. Die Bestie im Menschen / Das Tier im Menschen (La bête humaine 1890)
18. Das Geld (L'argent 1891)
19. Der Zusammenbruch (La débâcle 1892)
20. Doktor Pascal (Le docteur Pascal 1893), Manesse Bibliothek der Weltliteratur 1970
"Hier wird die Welt nicht schöngeredet, sondern wahrerzählt!" feiert Rezensent Ludwig Harig diesen Roman, der jetzt in deutscher Neuübersetzung wieder aufgelegt wurde. Harig ist sichtlich fasziniert, wie der "Heißsporn" Emile Zola in seinem Roman "Das Glück der Familie Rougon" die "zwanghafte Wirkkraft der Realität" überwältigen kann, um sie seinen eigenen Gesetzen zu unterwerfen. Es ist müßig, die Handlung dieses großen französischen Romans nachzuerzählen, schreibt der Rezensent, der in Zolas eindringlicher Sprachkraft Dostojewskis außenseiterische Dämonie und Tolstois soziales Ethos auf radikale Weise nachklingen hört. Hierzulande habe sich kein Schriftsteller von Rang gefunden, der fähig gewesen wäre, eine Erzählsprache wie Zola zu entwickeln, "in der die Wörter Schweiß und Kot, Gewalt und Wahnsinn ihre sinnliche Obsession" entfalten. Auch erwecke Zola wissenschaftliche Theorien erzählend zu einem poetischen Leben. In Caroline Vollmanns Neuübersetzung sind dem Rezensenten die Wörter und Sätze lustvoll auf der Zunge zergangen: sie hat ihn das Nervensträngeknistern und die Körpersäfte förmlich glucksen hören lassen."
Zitat von: Willie
25.09.2010 22:36, #32843
Welcher Soldatensender?
Tja Willie, das war der "Soldatensender 904", der angeblich verdeckt aus dem Westen für die BW sendete, westliche Musik mit angeblichen Infos für die Wehrpflichtigen in der BRD mischte. Wir als BW haben das mit Amüsement gehört, selbst meine Einheit wurde dort direkt genannt. Immerhin konten so Hörer des "Soldatensemders 904" in der DDR jede Menge westlicher Musik hören - ein Nebeneffekt, den die Propagandaabteilung des ZK der SED so wohl nicht berücksichtigt hatte.
Zitat von: GeorgeF
25.09.2010 17:21, #32892
Tja Willie, das war der "Soldatensender 904", der angeblich verdeckt aus dem Westen für die BW sendete, westliche Musik mit angeblichen Infos für die Wehrpflichtigen in der BRD mischte. Wir als BW haben das mit Amüsement gehört, selbst meine Einheit wurde dort direkt genannt. Immerhin konten so Hörer des "Soldatensemders 904" in der DDR jede Menge westlicher Musik hören - ein Nebeneffekt, den die Propagandaabteilung des ZK der SED so wohl nicht berücksichtigt hatte.
Ich weiss schon, warum ich nachfragte. Das 904 Konstrukt war doch kein Soldatensender. Richtige Soldatensender waren z.B. BFBS Radio der Briten, AFN der Amis und CFN der Kanadier usw..
Zitat von: GeorgeF
26.09.2010 00:21, #32892
Tja Willie, das war der "Soldatensender 904", der angeblich verdeckt aus dem Westen für die BW sendete, westliche Musik mit angeblichen Infos für die Wehrpflichtigen in der BRD mischte. Wir als BW haben das mit Amüsement gehört, selbst meine Einheit wurde dort direkt genannt. Immerhin konten so Hörer des "Soldatensemders 904" in der DDR jede Menge westlicher Musik hören - ein Nebeneffekt, den die Propagandaabteilung des ZK der SED so wohl nicht berücksichtigt hatte.
Hat sie nicht!
Deswegen waren die Hörer glatt im Vorteil!
Den Angstsschweiss meiner Eltern kann ich noch heute riechen.
Zitat von: semipermeabel
25.09.2010 17:35, #32896
Hat sie nicht!
Deswegen waren die Hörer glatt im Vorteil!
Den Angstsschweiss meiner Eltern kann ich noch heute riechen.
Dann sassen dort noch mehr Pflaumen als so schon sichtbar war.
Zitat von: Willie
26.09.2010 00:30, #32893
Ich weiss schon, warum ich nachfragte. Das 904 Konstrukt war doch kein Soldatensender. Richtige Soldatensender waren z.B. BFBS Radio der Briten, AFN der Amis und CFN der Kanadier usw..
BFBS, AFN und CFN waren etwas gänzlich Anderes als der "Soldatensender 904". Letzterer versuchte den Eindruck zu erwecken, genau über Dienstpläne und Übungen der BW Bescheid zu wissen und so den Eindruck zu vermitteln, seine Quellen sässen mitten in der BW - natürlich mit dem Ziel, die BW sei durchsetzt mit Informanten - Kalter Krieg mit ropagandistischen Mitteln. Der "Soldatensender 904" stellte sein Programm ein, nachdem die BRD aufhörte, Propaganda-Flugblätter per Ballon über der DDR abzuwerfen.
BFBS und AFN haben nie antikommunistische Propaganda gesendet.
Zitat von: GeorgeF
25.09.2010 17:59, #32902
BFBS, AFN und CFN waren etwas gänzlich Anderes als der "Soldatensender 904".
Nichts anders schrieb ich. Warum wiederholst du mich?
Letzterer versuchte den Eindruck zu erwecken, genau über Dienstpläne und Übungen der BW Bescheid zu wissen und so den Eindruck zu vermitteln, seine Quellen sässen mitten in der BW - natürlich mit dem Ziel, die BW sei durchsetzt mit Informanten - Kalter Krieg mit ropagandistischen Mitteln....
Auch das ist mir alles bestens bekannt.
Zitat von: GeorgeF
26.09.2010 01:00, #32903
Angstschweiss wovor?
Das ich z.B. in der Schule erzähle, welchen Sender ich höre.
Die Fangfrage, ob die Uhr im TV Punkte oder Striche in der Minutenanzeige hat oder wie das Sandmännchenlied lautet, konnte schon verhängnisvoll sein.
Zitat von: Willie
26.09.2010 01:04, #32906
Nichts anders schrieb ich. Warum wiederholst du mich?
Letzterer versuchte den Eindruck zu erwecken, genau über Dienstpläne und Übungen der BW Bescheid zu wissen und so den Eindruck zu vermitteln, seine Quellen sässen mitten in der BW - natürlich mit dem Ziel, die BW sei durchsetzt mit Informanten - Kalter Krieg mit ropagandistischen Mitteln....
Auch das ist mir alles bestens bekannt.
Wie schön für Dich Willie. Möglicherweise gibt es jedoch hier den einen oder anderen Leser, der in den frühen 60ern noch nicht Radio gehört hat.
Zitat von: semipermeabel
26.09.2010 09:18, #32914
Das ich z.B. in der Schule erzähle, welchen Sender ich höre.
Die Fangfrage, ob die Uhr im TV Punkte oder Striche in der Minutenanzeige hat oder wie das Sandmännchenlied lautet, konnte schon verhängnisvoll sein.
OK. (wäre ich Willie, hätte ich natürlich geantwortet: Das ist mir alles bestens bekannt :-))
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