Wenn der Grundsatz gilt "Perception is everything", dann kommt es nicht darauf an, ob die Nato Russland bedroht, sondern wie es von der russischen Elite (nicht nur von Wladimir Putin) gesehen wird. Russland hat 14 Nachbarstaaten, dazu mit Japan und den USA zwei indirekte Nachbarn. Die eurasische Landmasse Russlands wird nicht durch Berge oder Flüsse geschützt; sie lag offen für unterschiedliche Invasoren, für Mongolen, Polen-Litauer, Schweden, Franzosen und Deutsche. Die von den USA gewünschte Einbindung der Ukraine und Georgiens in die Nato hätte das Schwarze Meer zu einem Nato-Meer gemacht; Russland hätte seinen wichtigsten Flottenstützpunkt, Sewastopol, verloren. Es wäre das geschehen, was in der Ostsee bereits geschehen ist, die vor allem mit der Einbindung Schwedens und Finnlands bereits zu einer Nato-See geworden ist.
Wenn jetzt ein amerikanischer Verteidigungsminister fordert, der Krieg müsse solange weitergeführt werden, bis Russland keine offensiven Kapazitäten mehr habe, dann betrifft dies auch die defensiven Kapazitäten. Ein solches Russland könnte aufgrund der Fliehkräfte auseinanderbrechen, es wäre ein Russland der Smuta, der Wirren. Nun mag, horribile dictu, dies in Washington durchaus gewünscht werden, da man, wie Simulationen zeigen, einen Krieg gegen Russland UND China verlieren würde. Für die Europäer wäre ein auseinanderbrechendes Russland eine noch größere Katastrophe als ein aggressiv-defensives Russland. Und auch wenn einige Supergescheite Putin als schlimmer als Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot oder Dschinghis Khan oder Attila ansehen: Es kann schlimmer kommen, denn Putin ist bei allem eine berechenbare Größe. Man stelle sich einen Schirinowski im Kreml vor...
Neue Antwort erstellen
| 21.061 Beiträge
Besucher
Forum Statistiken
