#151

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 00:46
von Willie (gelöscht)
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Zitat von Hans Bergman im Beitrag #149
Zitat von Willie im Beitrag #146
...Ich habe nur den Archipel Gulag gelesen -glaube ich. Ich kann mich an anderes von ihm jedenfalls nicht erinnern. Zur Zeit gehen meine Frau und ich durch unsere unzaehligen Kisten, um endlich mal die Buecher, die wir ein Leben lang mit uns rumgeschleppt haben, wegzuschmeissen. Und da kommt erstaunlich viel zutage an Buechern, die ich schon laengst vergessen hatte.
Der Grund sie wegzuschmeissen kam aufgrund der Erkenntnis dass weder unsere Kinder noch die Enkelkinder gross drauf epicht sind, da was von zu lesen. Die lesen lieber ihr eigenes Zeug, falls ueberhaupt noch was.
Auch das hat sich durch die Cumputerisierung ein fuer allemal geaendert.

Vergesslichkeit kann auch ihre Vorzüge haben: "Die Macht der Ohnmächtigen" habe ich drei Mal im Abstand von 10 Jahren gelesen. Jedesmal gespannt wie ein Flitzebogen, wie es wohl ausgehen wird...
Ja, diese Zeiten des Schmöckern und Lesens in ruhigen Stunden sind vorbei. Es gab Bücher, da musste ich zum größten Missvergnügen irgendwann um drei oder halb vier wegen Übermüdung aufhören.
Gut, dass die Kinder und Enkel nicht wissen, was ihnen an Schätzen entgeht.
Aber entgeht ihnen überhaupt etwas? Sie bekommen das Wissen über die Vergangenheit eben in gestraffter, viel kürzerer Form serviert. Sie kennen es gar nicht anders.
Hätte ich nie den Sauerbraten meiner Mutter gekostet, dann würde ich ihn auch nicht vermissen.



Fuer die Kinder besteht eine andere Welt. Ich lebte im kleinen Dorf und die Welt da draussen, konnte ich mir nur durch lesen erschliessen. Unseren ersten Fernseher hatten wir Zuhause, da war ich 17 oder 18.
Den ersten Kinofilm habe ich, glaube ich, mit 8 Jahren gesehen. Das erstemal im Flugzeug sass ich mit 28.
Das europaeische Ausland kannte ich davor nur durch trampen, Strass auf, Strass ab. Weil kein Geld fuer mehr da war.

Mein Juengster flog das erstemal nach USA, da war er gerade mal sechs.
Meine Enkel flogen das erstemal nach USA, da konnten die noch nicht laufen.

Den ersten Computer fuer die Familie kaufte ich 1988. MS-DOS, 10k hard disk. Da gab es noch kein Windows. Kein Internet, kein Netflix, kein Spotify, kein online gaming, kein youtube, kein Wikipedia, kein Kindle und kein Amazon.

Wenn wir Unterhaltung suchten, mussten wir uns zusammentun und selbst was veranstalten. Musik machten wir selbst und wir sammelten Schallplatten, die wir auch zusammen hoerten. Wenn wir was wissen wollten, kauften wir uns Buecher, oder gingen in die Buecherei.

Heute is alles sofort verfuegbar online. Und die jungen Leute werden mit mehr Informationen ueberschwemmt als sie managen koennen.



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 02:49 | nach oben springen

#152

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 05:21
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Willie im Beitrag #151
Fuer die Kinder besteht eine andere Welt. Ich lebte im kleinen Dorf und die Welt da draussen, konnte ich mir nur durch lesen erschliessen. Unseren ersten Fernseher hatten wir Zuhause, da war ich 17 oder 18.
Den ersten Kinofilm habe ich, glaube ich, mit 8 Jahren gesehen. Das erstemal im Flugzeug sass ich mit 28.

Den ersten Computer fuer die Familie kaufte ich 1988. MS-DOS, 10k hard disk. Da gab es noch kein Windows. Kein Internet, kein Netflix, kein Spotify, kein online gaming, kein youtube, kein Wikipedia, kein Kindle und kein Amazon.

Wenn wir Unterhaltung suchten, mussten wir uns zusammentun und selbst was veranstalten. Musik machten wir selbst und wir sammelten Schallplatten, die wir auch zusammen hoerten. Wenn wir was wissen wollten, kauften wir uns Buecher, oder gingen in die Buecherei.

Heute is alles sofort verfuegbar online. Und die jungen Leute werden mit mehr Informationen ueberschwemmt als sie managen koennen.



So ähnlich lief es bei mir auch ab. Nur beim PC war ich vom Anfang an dabei: 5k Datasette.
Ein Sohn meines Neffen verabredet sich mit seinen Kumpels vom Kindergarten zum Spielen mit dem Smartphone.
Die Jungen managen das schon! Aber es ist eben eine andere Welt - nicht mehr "unsere". :-)



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#153

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 05:59
von Willie (gelöscht)
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Zitat von Hans Bergman im Beitrag #152
Zitat von Willie im Beitrag #151
Fuer die Kinder besteht eine andere Welt. Ich lebte im kleinen Dorf und die Welt da draussen, konnte ich mir nur durch lesen erschliessen. Unseren ersten Fernseher hatten wir Zuhause, da war ich 17 oder 18.
Den ersten Kinofilm habe ich, glaube ich, mit 8 Jahren gesehen. Das erstemal im Flugzeug sass ich mit 28.

Den ersten Computer fuer die Familie kaufte ich 1988. MS-DOS, 10k hard disk. Da gab es noch kein Windows. Kein Internet, kein Netflix, kein Spotify, kein online gaming, kein youtube, kein Wikipedia, kein Kindle und kein Amazon.

Wenn wir Unterhaltung suchten, mussten wir uns zusammentun und selbst was veranstalten. Musik machten wir selbst und wir sammelten Schallplatten, die wir auch zusammen hoerten. Wenn wir was wissen wollten, kauften wir uns Buecher, oder gingen in die Buecherei.

Heute is alles sofort verfuegbar online. Und die jungen Leute werden mit mehr Informationen ueberschwemmt als sie managen koennen.



So ähnlich lief es bei mir auch ab. Nur beim PC war ich vom Anfang an dabei: 5k Datasette.
Ein Sohn meines Neffen verabredet sich mit seinen Kumpels vom Kindergarten zum Spielen mit dem Smartphone.
Die Jungen managen das schon! Aber es ist eben eine andere Welt - nicht mehr "unsere". :-)

Das ist sicherlich ein wenig so. But we adapt, improvise and overcome. We are still here. We just lost a couple of things along the way.

Es ist nur nicht mehr unsere "gute alte Zeit". Damals, als wir alle nicht viel hatten, ausser grossen Traeumen ueber noch groessere Dinge, die wir alle tun wollten, die Suche nach Abenteuern. Und dabei die grosse Gemeinschaft. Gute Freundschaften. Enge Kameradschaften. Das ist schon irgendwo auf der Strecke geblieben. Wohl dem Wohlstand geschuldet.

Wenn ich den Kindern mal von frueher erzaehle, dann schuetteln die zwar auch schon mal unglaeubig den Kopf, aber ein bisschen meine ich auch ein wenig Sehnsucht nach dem, wovon ich rede ueber das, was mal war, was wir mal hatten, zu verspueren. Die vermissen da schon irgendwas.
And we had it. We had it!

Wir koennen zwar gestern nicht mehr zurueckholen, aber das war es alles wert. The Sixties were just unbelievable!

Viele meiner Freunde von frueher und ich kommunizieren heute eben uebers Internet. Und das, obwohl wir weit verstreut in der Welt leben und sehr unterschiedliche Lebensverlaeufe hatten. Ohne Internet waere das garnicht moeglich.
Und so halten wir uns doch immer noch ein wenig zusammen und tauschen uns aus. While it lasts.



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 06:08 | nach oben springen

#154

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 08:57
von Rico (gelöscht)
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Ab einem gewissen Alter neigt wohl jede Generation zum Denkmuster 'Opa erzählt vom Krieg' und 'früher war alles besser, selbst die Streichhölzer hatten ihre Köpf auf der anderen Seite'. Alles Erkennen ist ein Sich Er-Innern und eine Wiederholung.


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#155

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 09:07
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Willie im Beitrag #153
......And we had it. We had it!
Wir koennen zwar gestern nicht mehr zurueckholen, aber das war es alles wert. The Sixties were just unbelievable!


They were just unbelievable - because we were such unbelievable young! :-)
Und es ist ja auch klar: so lange die Gesellschaft die Probleme dieser Welt nicht sieht, so lange lebt es sich auch als Jugendlicher einfach unbeschwerter.



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#156

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 09:19
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Rico im Beitrag #154
Ab einem gewissen Alter neigt wohl jede Generation zum Denkmuster 'Opa erzählt vom Krieg' und 'früher war alles besser, selbst die Streichhölzer hatten ihre Köpf auf der anderen Seite'. Alles Erkennen ist ein Sich Er-Innern und eine Wiederholung.
Das ist nur zum Teil richtig.
Wer wollte denn bestreiten, dass eine Luft mit viel weniger Schadstoffen besser ist, als eine mit?
Dass eine Arbeitswelt, in der verzweifelt Mitarbeiter gesucht werden, besser ist, als eine, in der Billiglöhner aus allen Teilen der Welt eingesetzt werden?
Dass Fleisch von auf der Weide aufgewachsenen Rindern besser ist, als das von industriell hochgezüchteten Tieren?
Die 60er waren eine Zeit, in der einiges zusammenkam, was das Leben lebenswert machte. Natürlich auch die Unbeschwertheit der eigenen Jugend, aber zusätzlich auch noch die Unbeschwertheit einer ganzen Gesellschaft.
Und dazu noch der Anfang von ganz unten. Da kann es nur aufwärts gehen.
So eine Kombination kommt sehr selten vor.



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 10:15 | nach oben springen

#157

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 10:06
von Rico (gelöscht)
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@Hans Bergman
Ich weiß ja nicht, wo Sie in den 60er Jahren lebten. Aber dieses Weiderindfleisch konnte sich in meinem Umfeld damals nur die Familie des Sparkassendirektors leisten. Beim Rest gab es gelegentlich den selbst ernährten Stallhasen oder das Huhn, das für die Eier sorgte. Die Wäsche wurde mit der Hand gewaschen, gebadet wurde am Samstag vor der 18 Uhr Sportschau in einer Zinkbadewanne im Freien hintereinander, alle kamen ins gleiche Wasser, Papa zum Schluss ins dreckige, weil damals noch das Patriarchat herrschte. Kindheit ist oft durchaus was Schönes. Aber die Verklärung der 60er Jahre, wie Ihr sie hier fabriziert, passt zu den billigen TV und Schlager Schnulzen von damals, wo den Menschen eine heile Welt vorgegaukelt wurde, die es so nie gab.


zuletzt bearbeitet 19.05.2020 11:37 | nach oben springen

#158

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 10:48
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Rico im Beitrag #157
@Hans Bergman
Ich weiß ja nicht, wo Sie in den 60er Jahren lebten. Aber dieses Weiderinderfleisch konnte sich in meinem Umfeld damals nur die Familie des Sparkassendirektors leisten. Beim Rest gab es gelegentlich den selbst ernährten Stallhasen oder das Huhn, das für die Eier sorgte. Die Wäsche wurde mit der Hand gewaschen, gebadet wurde am Samstag vor der 18 Uhr Sportschau in einer Zinkbadewanne im Freien hintereinander, alle kamen ins gleiche Wasser, Papa zum Schluss ins dreckige, weil damals noch das Patriarchat herrschte. Kindheit ist oft durchaus was Schönes. Aber die Verklärung der 60er Jahre, wie Ihr sie hier fabriziert, passt zu den billigen TV und Schlager Schnulzen von damals, wo den Menschen eine heile Welt vorgegaukelt wurde, die es so nie gab.
Genau das machte die Besonderheit der 60er aus:
Man wusste, dass es morgen besser sein würde, dass die Zinkbadewanne nach ein paar Monaten einer emaillierten Stahlbadewanne weichen würde. Und dass man sich ab nächstes Jahr wieder öfter Rindfleisch gönnen könnte. Es war fast alles langfristig kalkulierbar (außer natürlich ganz besondere Schicksalsfälle).
Heute ist es genau anders herum. Man weiß nicht, ob man sich morgen durch den Verlust des Arbeitsplatzes überhaupt noch heißes Wasser leisten kann. Hundert Bewerbungen nach Schule oder Studium, das war in den 60ern ff. unvorstellbar. Die Samstagsausgabe der SZ wog fast ein Kilo und bestand zu 80% aus Stellenanzeigen. Man suchte sich eine heraus und fing am Montag an, wenn man wollte.
Ich selbst bin zweimal bei Einstellungsprüfungen durchgefallen. Da fing man mich noch an der Tür zum Prüfungsraum ab und bot mir eine andere Stelle an, die mir vielleicht besser liegen würde.
Da soll ich nicht von dieser Zeit schwärmen?
Was man auch anfing, es konnte ein Job auf Lebenszeit werden. Wenn man wollte.
Es war diese Sorglosigkeit, die nie mehr kommen wird - und die diese Zeit so ganz besonders macht.



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 10:51 | nach oben springen

#159

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 11:03
von Landegaard | 21.048 Beiträge

Zitat von Hans Bergman im Beitrag #158
Zitat von Rico im Beitrag #157
@Hans Bergman
Ich weiß ja nicht, wo Sie in den 60er Jahren lebten. Aber dieses Weiderinderfleisch konnte sich in meinem Umfeld damals nur die Familie des Sparkassendirektors leisten. Beim Rest gab es gelegentlich den selbst ernährten Stallhasen oder das Huhn, das für die Eier sorgte. Die Wäsche wurde mit der Hand gewaschen, gebadet wurde am Samstag vor der 18 Uhr Sportschau in einer Zinkbadewanne im Freien hintereinander, alle kamen ins gleiche Wasser, Papa zum Schluss ins dreckige, weil damals noch das Patriarchat herrschte. Kindheit ist oft durchaus was Schönes. Aber die Verklärung der 60er Jahre, wie Ihr sie hier fabriziert, passt zu den billigen TV und Schlager Schnulzen von damals, wo den Menschen eine heile Welt vorgegaukelt wurde, die es so nie gab.
Genau das machte die Besonderheit der 60er aus:
Man wusste, dass es morgen besser sein würde, dass die Zinkbadewanne nach ein paar Monaten einer emaillierten Stahlbadewanne weichen würde. Und dass man sich ab nächstes Jahr wieder öfter Rindfleisch gönnen könnte. Es war fast alles langfristig kalkulierbar (außer natürlich ganz besondere Schicksalsfälle).
Heute ist es genau anders herum. Man weiß nicht, ob man sich morgen durch den Verlust des Arbeitsplatzes überhaupt noch heißes Wasser leisten kann. Hundert Bewerbungen nach Schule oder Studium, das war in den 60ern ff. unvorstellbar. Die Samstagsausgabe der SZ wog fast ein Kilo und bestand zu 80% aus Stellenanzeigen. Man suchte sich eine heraus und fing am Montag an, wenn man wollte.
Ich selbst bin zweimal bei Einstellungsprüfungen durchgefallen. Da fing man mich noch an der Tür zum Prüfungsraum ab und bot mir eine andere Stelle an, die mir vielleicht besser liegen würde.
Da soll ich nicht von dieser Zeit schwärmen?
Was man auch anfing, es konnte ein Job auf Lebenszeit werden. Wenn man wollte.
Es war diese Sorglosigkeit, die nie mehr kommen wird - und die diese Zeit so ganz besonders macht.




Ich kenne die 60er nur aus Erzählungen meiner Eltern. Ja, die hatten eine tolle Zeit. Die aber trotz fehlender Sicherheit, wenig Absicherung und sicherlich einem deutlich geringerem Lebenstandard, als die Nachfolgegeneration ihn hatte. Von besserer Schulbildung, wie sie mir zuteil wurde, mal abgesehen. Und Vertrauen auf eine bessere Zukunft hatten auch nicht alle.

Da solltest Du Deine Erinnerung mal kritisch auf Verklärung prüfen.

Ich folge der Logik nicht, dass ein niedriger Standard ein besserer sein soll, weil es weniger zu verlieren gibt. Ich empfinde das auch nicht so. Ja, ob wir unseren Wohlstand halten können, mag fraglicher sein. Wir haben ihn aber. Ist wie mit dem "kaputtgespartem Gesundheitssystem" heute, was in diesem Zustand weiterhin ein wesentlich besseres als das der 60er ist.

In einer alternden Gesellschaft gibt es halt nur wesentlich mehr Gejammer, dass früher alles besser war.

Alleine schon, dass die kollektive Katastrophe der 60er sicherlich der Krieg zuvor war und es heute dann die Unzumutbarkeiten der Coronakrise, macht doch völlig deutlich, welche Zeiten die besseren sind.



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#160

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 12:18
von Rico (gelöscht)
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Bis zur biologischen Lebensmitte, die meistens so um die 30 ist, lebt der Mensch von Hoffnungen und Sehnsüchten, die sich nicht erfüllen. Danach schwelgt er in Umdeutungsverklärungen seiner Versäumnisängste.


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#161

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 14:58
von Willie (gelöscht)
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Zitat von Hans Bergman im Beitrag #158
Zitat von Rico im Beitrag #157
@Hans Bergman
Ich weiß ja nicht, wo Sie in den 60er Jahren lebten. Aber dieses Weiderinderfleisch konnte sich in meinem Umfeld damals nur die Familie des Sparkassendirektors leisten. Beim Rest gab es gelegentlich den selbst ernährten Stallhasen oder das Huhn, das für die Eier sorgte. Die Wäsche wurde mit der Hand gewaschen, gebadet wurde am Samstag vor der 18 Uhr Sportschau in einer Zinkbadewanne im Freien hintereinander, alle kamen ins gleiche Wasser, Papa zum Schluss ins dreckige, weil damals noch das Patriarchat herrschte. Kindheit ist oft durchaus was Schönes. Aber die Verklärung der 60er Jahre, wie Ihr sie hier fabriziert, passt zu den billigen TV und Schlager Schnulzen von damals, wo den Menschen eine heile Welt vorgegaukelt wurde, die es so nie gab.
Genau das machte die Besonderheit der 60er aus:
Man wusste, dass es morgen besser sein würde, dass die Zinkbadewanne nach ein paar Monaten einer emaillierten Stahlbadewanne weichen würde. Und dass man sich ab nächstes Jahr wieder öfter Rindfleisch gönnen könnte. Es war fast alles langfristig kalkulierbar (außer natürlich ganz besondere Schicksalsfälle).
Heute ist es genau anders herum. Man weiß nicht, ob man sich morgen durch den Verlust des Arbeitsplatzes überhaupt noch heißes Wasser leisten kann. Hundert Bewerbungen nach Schule oder Studium, das war in den 60ern ff. unvorstellbar. Die Samstagsausgabe der SZ wog fast ein Kilo und bestand zu 80% aus Stellenanzeigen. Man suchte sich eine heraus und fing am Montag an, wenn man wollte.
Ich selbst bin zweimal bei Einstellungsprüfungen durchgefallen. Da fing man mich noch an der Tür zum Prüfungsraum ab und bot mir eine andere Stelle an, die mir vielleicht besser liegen würde.
Da soll ich nicht von dieser Zeit schwärmen?
Was man auch anfing, es konnte ein Job auf Lebenszeit werden. Wenn man wollte.
Es war diese Sorglosigkeit, die nie mehr kommen wird - und die diese Zeit so ganz besonders macht.



Genauso.


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#162

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 16:00
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Rico im Beitrag #160
Bis zur biologischen Lebensmitte, die meistens so um die 30 ist, lebt der Mensch von Hoffnungen und Sehnsüchten, die sich nicht erfüllen. Danach schwelgt er in Umdeutungsverklärungen seiner Versäumnisängste.

Das beweist mir nur, dass man diese Sorglosigkeit der 60er gar nicht mehr kennt. :-)
Für manch fehlende Konsummöglichkeit, die heute möglich ist, wurde man durch Social Closeness mehr als entschädigt.
Diese Zeit wird auch nie mehr kommen. Denn es gibt bereits zu viele Menschen auf der Welt.
Es war eben eine einmalig günstige Konstellation.
The Age of Aquarius. :-)



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 16:01 | nach oben springen

#163

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 17:21
von Leto_II. | 27.808 Beiträge

Zitat von Hans Bergman im Beitrag #162
Zitat von Rico im Beitrag #160
Bis zur biologischen Lebensmitte, die meistens so um die 30 ist, lebt der Mensch von Hoffnungen und Sehnsüchten, die sich nicht erfüllen. Danach schwelgt er in Umdeutungsverklärungen seiner Versäumnisängste.

Das beweist mir nur, dass man diese Sorglosigkeit der 60er gar nicht mehr kennt. :-)
Für manch fehlende Konsummöglichkeit, die heute möglich ist, wurde man durch Social Closeness mehr als entschädigt.
Diese Zeit wird auch nie mehr kommen. Denn es gibt bereits zu viele Menschen auf der Welt.
Es war eben eine einmalig günstige Konstellation.
The Age of Aquarius. :-)



Bewusste Kindheit in den 70ern, nach der ölkriese. ;)


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#164

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 18:44
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #163
...Bewusste Kindheit in den 70ern, nach der ölkriese. ;)

...sowie für sechs Monate generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen (100 km/h auf Autobahnen, ansonsten 80 km/h) eingeführt wurden.[3] Diese Maßnahmen hatten nicht nur das Einsparen von Öl zum Ziel, sondern auch, der Bevölkerung den Ernst der Situation nahe zu bringen.
Damals musste man die sorglose Bevölkerung noch extra darauf hinweisen, dass sich die Zeit der Goldenen 60er sich bald dem Ende zuneigen wird. :-)



zuletzt bearbeitet 19.05.2020 18:48 | nach oben springen

#165

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 19.05.2020 22:26
von Rico (gelöscht)
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Ich bin Jahrgang 1962, 60er Jahre waren Kindheit.


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#166

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 20.05.2020 11:50
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Zitat von Rico im Beitrag #165
Ich bin Jahrgang 1962, 60er Jahre waren Kindheit.

Gratuliere zu dieser sorglosen Kindheit. Da habe ich die Nacht über draußen bei 20 Grad minus mit dem Gewehr über der Schulter für Ihre Sicherheit gesorgt (ab und zu auch verbotenerweise im Vorraum des Heizungskellers einer Flugzeughalle). :-)



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#167

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 11:29
von ghassan (gelöscht)
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Bildung ist das höchste Gut!

https://youtu.be/E35DG5QVHPQ?t=9


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#168

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 12:45
von Marlies (gelöscht)
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Zitat von Leto_II. im Beitrag #163
Zitat von Hans Bergman im Beitrag #162
Zitat von Rico im Beitrag #160
Bis zur biologischen Lebensmitte, die meistens so um die 30 ist, lebt der Mensch von Hoffnungen und Sehnsüchten, die sich nicht erfüllen. Danach schwelgt er in Umdeutungsverklärungen seiner Versäumnisängste.

Das beweist mir nur, dass man diese Sorglosigkeit der 60er gar nicht mehr kennt. :-)
Für manch fehlende Konsummöglichkeit, die heute möglich ist, wurde man durch Social Closeness mehr als entschädigt.
Diese Zeit wird auch nie mehr kommen. Denn es gibt bereits zu viele Menschen auf der Welt.
Es war eben eine einmalig günstige Konstellation.
The Age of Aquarius. :-)



Bewusste Kindheit in den 70ern, nach der ölkriese. ;)

Was ist ein Ölk Riese?


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#169

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 12:49
von Leto_II. | 27.808 Beiträge

Zitat von Marlies im Beitrag #168
Zitat von Leto_II. im Beitrag #163
Zitat von Hans Bergman im Beitrag #162
Zitat von Rico im Beitrag #160
Bis zur biologischen Lebensmitte, die meistens so um die 30 ist, lebt der Mensch von Hoffnungen und Sehnsüchten, die sich nicht erfüllen. Danach schwelgt er in Umdeutungsverklärungen seiner Versäumnisängste.

Das beweist mir nur, dass man diese Sorglosigkeit der 60er gar nicht mehr kennt. :-)
Für manch fehlende Konsummöglichkeit, die heute möglich ist, wurde man durch Social Closeness mehr als entschädigt.
Diese Zeit wird auch nie mehr kommen. Denn es gibt bereits zu viele Menschen auf der Welt.
Es war eben eine einmalig günstige Konstellation.
The Age of Aquarius. :-)



Bewusste Kindheit in den 70ern, nach der ölkriese. ;)

Was ist ein Ölk Riese?

Ein Bildungsmangel.


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#170

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 13:13
von Marlies (gelöscht)
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na dann....


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#171

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 13:37
von Leto_II. | 27.808 Beiträge

Zitat von Marlies im Beitrag #170
na dann....

Man nennt ihn Legasthenie, nichts ernstes.


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#172

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 15:13
von Marlies (gelöscht)
avatar

Zitat von Leto_II. im Beitrag #171
Zitat von Marlies im Beitrag #170
na dann....

Man nennt ihn Legasthenie, nichts ernstes.

Lego Steinie


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#173

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 17.06.2020 15:31
von Leto_II. | 27.808 Beiträge

Zitat von Marlies im Beitrag #172
Zitat von Leto_II. im Beitrag #171
Zitat von Marlies im Beitrag #170
na dann....

Man nennt ihn Legasthenie, nichts ernstes.

Lego Steinie

Dyskalkulie fände ich schlimmer, wo Sie doch so berechenbar sind.


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#174

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 01.09.2020 02:42
von Rico (gelöscht)
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Zitat von Maga-neu im Beitrag #1
Bildung ist zum "Blähwort" geworden, bei der Bildungsrepublik Deutschland angefangen. Doch was ist Bildung eigentlich? Datenfressen kann eigentlich nicht als Bildung verstanden wissen.

Ich kenne keine Datenfresser.
Gibt es die wirklich?
Ich habe einst in der Schule die biblischen Bücher in Reihenfolge auswendig lernen müssen. Das ist gar nicht so schlecht, ich kann das heute noch aufsagen, hat auch den Vorteil, dass ich Hosea nicht für eine Programmiersprache halte. Meine ehemalige Abteilungsleiterin hielt sogar Tolstoi für so was. Man muss ihn nicht zwingend gelesen gaben, .....


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#175

RE: Was ist Bildung?

in Gesellschaft 16.01.2021 23:42
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge

Bares für Rares:

Gast stellt sich vor: "Mein Name ist Tilman Franz."
Horst Lichter: "Guten Tag Herr Tilman."
Gast: "Tilman ist mein Vorname."
Horst Lichter, leicht irritiert: "Also Til?"
Gast: "Nein Tilman!"
Horst Lichter: "Echt, das ist ihr der Vorname? Tilman? Den habe ich auch noch nie gehört..."

Immerhin: Bis zu Till Eulenspiegel könnte er bildungstechnisch vorgedrungen sein. Ich denke aber, er hat sich eher an Til Schweiger erinnert.



zuletzt bearbeitet 16.01.2021 23:53 | nach oben springen



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