#5651

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 14:54
von nahal | 24.443 Beiträge

Zitat von Hans Bergman im Beitrag #5650
„Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren.“
Che Selenski zum geplanten EU-Beitritt der Ukraine.

Ich wollte ihm schon Größenwahn unterstellen, aber nach einiger Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass er da wohl leider Recht behalten wird. Immerhin passt das korrupteste Land Europas perfekt zu dieser EU.




"Ukraine-News: So setzt sich Selenskyjs Vermögen zusammen
Demnach ist der Präsident keine 1,4 Milliarden Dollar schwer, wie einige behaupten. Es gebe seit Beginn des Ukraine-Krieges nur noch sieben Milliardäre im Land, doch Selenkyj soll keiner davon sein. Sein Vermögen beziffert Forbes Ukraine auf 20 Millionen US-Dollar. Forbes US spricht von weniger als 30 Millionen US-Dollar. Von der Milliarden-Schallmauer ist das weit entfernt.

Den größten Anteil seines Vermögens machen danach Anteile an der von ihm mitgegründeten ukrainischen Mediengruppe Studio Kvartal 95 aus. Der Medienkonzern produziert Comedy-Shows. Selenskyj war vor seinem Amt als Präsident als Schauspieler und Comedian tätig. Forbes Ukraine zufolge soll Selenskyj einen Anteil von 25 Prozent an der Firma haben, was etwa 11 Millionen US-Dollar entspricht.

Ukraine-News: Präsident Selenskyj besitzt mehrere Immobilien
Auch in Immobilien hat der ukrainische Präsident investiert. Die teuerste Wohnung befinde sich laut Recherchen des Magazins in einem der nobelsten Wohnhäuser der Ukraine im Zentrum von Kiew. Aber selbst diese Bleibe sei für westliche Verhältnisse noch recht bescheiden. Hinzu kommen zwei weitere Wohnungen und eine Gewerbeimmobilie. Insgesamt seien seine Immobilien vier Millionen US-Dollar wert.

Für Behauptungen, nach denen der Politiker und Comedian auch Eigentümer mehrerer Luxusjachten oder Privatjets sein soll, fehlt jeder Beleg. Auch auf ein großes Aktienvermögen deutet laut Forbes nichts hin. Das Magazin vermutet, dass sich auf dem gemeinsamen Bankkonto von Selenskyj und seiner Frau Olena Selenska etwa zwei Millionen Dollar befinden. Die restlichen Vermögenswerte, wie zwei Autos und ein wenig Schmuck, seien nicht mehr als eine Million Dollar wert. Von dem Milliardärsstatus ist der ukrainische Präsident damit also noch weit entfernt. Außerdem dürfte ihn die Status-Frage angesichts der russischen Invasion derzeit ohnehin kaum kümmern. (ph)

https://www.merkur.de/wirtschaft/immobil...r-91504704.html


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#5652

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 14:55
von mbockstette | 12.367 Beiträge

Zitat von Hans Bergman im Beitrag #5650
„Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren.“
Che Selenski zum geplanten EU-Beitritt der Ukraine.

Ich wollte ihm schon Größenwahn unterstellen, aber nach einiger Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass er da wohl leider Recht behalten wird. Immerhin passt das korrupteste Land Europas perfekt zu dieser EU.



Ihre Überlegungen -:) und Überzeugungen in allen Ehren, aber jedes Kind weiß, dass "Gut Ding will Weile haben" und "es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird".


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#5653

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 14:55
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von mbockstette im Beitrag #5648
Zitat von Maga-neu im Beitrag #5647
Wunderbar. Mein Großvater war Prokurist in einem kriegswichtigen Betrieb. Den russischen Zwangsarbeitern brachte er heimlich Essen. (Dafür malte einer der Russen das Haus meiner Großeltern aus Dankbarkeit. Das Bild hängt heute im Wohnzimmer meiner Eltern.) Ob es viele Leute gab, die heimlich Essen brachten. Vielleicht könnte man eine Rechnung aufmachen, wie viele "im Dienst" für die Unternehmen ihr Leben lassen mussten. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber dass du zum Propagandisten der NS-Maßnahmen wirst - damit nicht.


Du könnest Dich glatt als Gute-Nacht-Männchen betätigen. Mein Vater hat sogar Bekannte (Schwiegervater und Ehefrau) im KZ besucht (Theresienstadt) und wurde dafür unter anderem zum Tod verurteilt, allerdings hat er kurz vor dem Vollstreckungstermin, russischen Truppen die Tore zum AEG Betriebsgelände in Berlin geöffnet und hat so auch noch die Umsetzung des Befehl zur Zerstörung des Werks verhindert - dafür erhielt er dann von der russischen Kommandantur stante pedes ein laissez-aller Dokument (Absence of restraint; unconstrained freedom) ausgehändigt und wurde anschließend Direktor der AEG-Tochter Telefunken.


Eigentlich heißt es "stante pede", der Fuß steht, nicht die Füße. Egal. Der Unterschied: Dem Schwiegervater, vor allem der eigenen Ehefrau, ist man verpflichtet, Fremden nicht unbedingt. Der "Nero-Befehl" des "Führers" wurde größtenteils sabotiert, sonst hätte es gar kein Überleben für die Deutschen nach dem Krieg gegeben.


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#5654

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:00
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von Hans Bergman im Beitrag #5650
„Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren.“
Che Selenski zum geplanten EU-Beitritt der Ukraine.

Das Problem ist noch ein anderes, Hans: Wohlhabende Staaten wie Norwegen oder die Schweiz bleiben fern oder schließen sich wie Dänemark und Schweden nicht dem Euro an. Die Hungerleider kommen. Das BIP pro Kopf der Ukraine beträgt die Hälfte des reichen Albanien und nicht einmal ein Drittel des russischen. (So viel zur Mär von den armen russischen Soldaten, die in die reiche Ukraine kommen.)
Und von Minderheitenrechten (Drangsalierung der russischen Minderheit), Korruption (der letzte Platz in Europa) und Rechtsstaatlichkeit (eine zunehmend autoritäre Regierung, wie die deutschen Medien vor !!! dem Krieg feststellten) ist noch gar nicht die Rede.


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#5655

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:11
von nahal | 24.443 Beiträge

"Das BIP pro Kopf der Ukraine beträgt die Hälfte des reichen Albanien und nicht einmal ein Drittel des russischen. "

Ja, die Ukraine ist ein armes Land.
Aber Russland ist noch ärmer;
Wenn man bei Russland Gas, Kohle und Öl herausnimmt, was überhaupt nicht an die Bevölkerung ankommt, bleibt nicht mehr viel übrig.

BTW
In der Ukraine gibt es 7 Milliardäre
In Russland sind es 83



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 15:15 | nach oben springen

#5656

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:46
von Nante | 10.428 Beiträge

Zitat von nahal im Beitrag #5636
"Moskau will die Produktion der sowjetischen Automarken "Wolga" und "Pobeda" wieder aufnehmen."

Nante,
könnten deine alten Kumpels helfen um den Trabi wiederzubeleben und nach Russland exportieren?


Nicht schlecht gedacht, nahal. Immerhin besteht die Karosse aus Plaste, mithin ein Erdölprodukt. Unsere Genossen hatten damals das Problem, daß sich die Erzgruben und die Steinkohleschächte auf einmal außerhalb unserer besten DDR der Welt befanden: in Oberschlesien und im Ruhrgebiet. Der Zugriff auf diese Ressourcen war temporär nicht möglich...

Der einfache Aufbau kommt einer autarken Industrie und Heimwerkern entgegen:))


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#5657

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:47
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von nahal im Beitrag #5655
"Das BIP pro Kopf der Ukraine beträgt die Hälfte des reichen Albanien und nicht einmal ein Drittel des russischen. "

Ja, die Ukraine ist ein armes Land.
Aber Russland ist noch ärmer;
Wenn man bei Russland Gas, Kohle und Öl herausnimmt, was überhaupt nicht an die Bevölkerung ankommt, bleibt nicht mehr viel übrig.

BTW
In der Ukraine gibt es 7 Milliardäre
In Russland sind es 83
Aber man kann es nicht rausnehmen. Die offiziellen Zahlen:
Russland 10.115 Dollar
Die Ukraine 3.741 Dollar (hinter Kosovo, Moldau, Georgien, Aserbeidschan und Armenien).

Kaufkraftbereinigt:
Russland 28.053 Dollar
Die Ukraine 13.129 Dollar (hinter Georgien, Aserbeidschan, Albanien, Armenien und - das wird Indo freuen - Iran, aber vor Kosovo und Moldau.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_...rodukt_pro_Kopf


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#5658

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:54
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Nahal, worauf ich hinauswill: Die Ukraine ist mit 43 Millionen Einwohnern (nach Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien wäre sie noch vor Polen das fünftgrößte Land in der EU) zu groß und zu arm, um aufgenommen zu werden. Die Leidtragenden wären vor allem die Polen, die jetzt der größte Nettoempfänger sind. Aber wahrscheinlich denken unsere guten Freunde in Warschau, dass die Deutschen schon zahlen werden. With friends like these... :-)



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 15:54 | nach oben springen

#5659

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:58
von Nante | 10.428 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #5657

Kaufkraftbereinigt:
Russland 28.053 Dollar
Die Ukraine 13.129 Dollar (hinter Georgien, Aserbeidschan, Albanien, Armenien und - das wird Indo freuen - Iran, aber vor Kosovo und Moldau.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_...rodukt_pro_Kopf


Angesichts der hohen Getreideausfuhren (die ja wohl von der UNO anständig bezahlt werden) und der Einbindung als Zulieferer für die Industrie in den EU-Staaten ist das BIP wirklich erstaunlich niedrig.


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#5660

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 15:58
von nahal | 24.443 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #5658
Nahal, worauf ich hinauswill: Die Ukraine ist mit 43 Millionen Einwohnern (nach Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien wäre sie noch vor Polen das fünftgrößte Land in der EU) zu groß und zu arm, um aufgenommen zu werden. Die Leidtragenden wären vor allem die Polen, die jetzt der größte Nettoempfänger sind. Aber wahrscheinlich denken unsere guten Freunde in Warschau, dass die Deutschen schon zahlen werden. With friends like these... :-)


Für mindestens die nächsten 10 Jahren ist das alles eine symbolische Geschichte.
Ich halte dies Symbolik jetzt für richtig und notwendig.

Und nein, wenn man schon BIP-Vergleiche anstellt, muss man es auch richtig machen.
Alles was hinter dem Ural ist, ist viel ärmer als alles was in der Ukraine ist.
Auch die kaukasischen Republiken sind weit hinter.



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 15:59 | nach oben springen

#5661

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 16:40
von mbockstette | 12.367 Beiträge

Europäische Kooperation

»Damit können wir die Ukraine sofort in unsere Familie aufnehmen«

Ein neuer Staatenbund soll die EU mit der Ukraine und anderen Osteuropäern verbinden. Der frühere italienische Ministerpräsident Enrico Letta ist einer der Väter der Idee – und erklärt, wie es schon im Oktober losgehen könnte. Ein Interview von Frank Hornig, Rom

https://www.spiegel.de/ausland/eu-und-uk...d1-551ca3989b51


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#5662

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 17:11
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von nahal im Beitrag #5660
Zitat von Maga-neu im Beitrag #5658
Nahal, worauf ich hinauswill: Die Ukraine ist mit 43 Millionen Einwohnern (nach Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien wäre sie noch vor Polen das fünftgrößte Land in der EU) zu groß und zu arm, um aufgenommen zu werden. Die Leidtragenden wären vor allem die Polen, die jetzt der größte Nettoempfänger sind. Aber wahrscheinlich denken unsere guten Freunde in Warschau, dass die Deutschen schon zahlen werden. With friends like these... :-)


Für mindestens die nächsten 10 Jahren ist das alles eine symbolische Geschichte.
Ich halte dies Symbolik jetzt für richtig und notwendig.

Und nein, wenn man schon BIP-Vergleiche anstellt, muss man es auch richtig machen.
Alles was hinter dem Ural ist, ist viel ärmer als alles was in der Ukraine ist.
Auch die kaukasischen Republiken sind weit hinter.
Kasachstan und Turkmenistan (Öl und Gas) sind reicher, Tadschikistan, Kirgistan und Usbekistan sind ärmer.
In der Türkei hat der ständige Beitrittsstatus nur zu Frustration geführt.


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#5663

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 17:12
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von mbockstette im Beitrag #5661
Europäische Kooperation

»Damit können wir die Ukraine sofort in unsere Familie aufnehmen«

Ein neuer Staatenbund soll die EU mit der Ukraine und anderen Osteuropäern verbinden. Der frühere italienische Ministerpräsident Enrico Letta ist einer der Väter der Idee – und erklärt, wie es schon im Oktober losgehen könnte. Ein Interview von Frank Hornig, Rom

https://www.spiegel.de/ausland/eu-und-uk...d1-551ca3989b51
Haha, der "Bilderberg"- und "Trilaterale Kommission"-Letta. Sogar viele Anhänger des PD mögen den Kerl nicht.



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 17:17 | nach oben springen

#5664

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 17:13
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von Nante im Beitrag #5659
Zitat von Maga-neu im Beitrag #5657

Kaufkraftbereinigt:
Russland 28.053 Dollar
Die Ukraine 13.129 Dollar (hinter Georgien, Aserbeidschan, Albanien, Armenien und - das wird Indo freuen - Iran, aber vor Kosovo und Moldau.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_...rodukt_pro_Kopf


Angesichts der hohen Getreideausfuhren (die ja wohl von der UNO anständig bezahlt werden) und der Einbindung als Zulieferer für die Industrie in den EU-Staaten ist das BIP wirklich erstaunlich niedrig.
Ich war auch überrascht. Gut, wer will schon als Investor in ein instabiles Land mit Grenzkonflikten mit einem mächtigen Nachbarn investieren?


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#5665

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 17:15
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

"Die Oberbefehlshaberin der Herzen" und "warum Agnes Strack-Zimmermann zu einer der beliebtesten Politikerinnen geworden ist", heißt es in CICERO.
Jetzt machen die schon der TITANIC Konkurrenz.


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#5666

RE: Putin

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 19:56
von mbockstette | 12.367 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #24
Zitat von nahal im Beitrag #23
Zitat von Maga-neu im Beitrag #20
Zitat von nahal im Beitrag #19
Zitat von nahal im Beitrag #18


Russland ist ein Wirtschaftszwerg, der nicht anzubieten hat.



Ich will nicht Spanien und Italien beleidigen, aber Russland BSP liegt genau zwischen diesen zwei Wirtschaftsriesen:
-etwas mehr als Spanien, etwas weniger als Italien.
Und dabei sind etwa 25% des russischen BSP Rohstoffexporte.

Russlands Status stützt sich vor allem auf das Nuklearpotential (etwas weniger auf das konventionelle Potential), die Rohstoffe und die Landmasse. Wirtschaftlich ist es eine Mittelmacht, "Soft Power" besitzt es in geringem Maße.



Maga,
Historiker betrachte Lagen langfristig;
Russlands Bedrohung ist nicht der Wesen sondern China. Und das auch wirtschaftlich.


Sehe ich auch so. Und die Bedrohung für Europa, Nordamerika kommt auch nicht durch Russland, sondern durch China. Wie nannten es die alten Römer, die ein bisschen von Machtpolitik verstanden: Divide et impera.


Das Motto: "Herrschen durch Teilung", zeichnet den Machtverstand Putins aus. Beim Teilen der Ukraine ist er ja schon relativ weit gekommen, nur mit dem Herrschen will es einfach nicht klappen. Irgend wann wird auch dieser Krieg beendet sein und was dann noch von Russlands Machtstellung/Bedeutung übrig bleiben wird, das wird sich als das Gegenteil von imperialer Größe und globaler Stellung herausstellen. Dem Anspruch eines Zar Peter der Große kann der Kleinbürger Putin nicht gerecht werden, da droht ihm dann doch viel eher ein Abgesang als letzter Zar: "Putin der Versager".

Und, selbstverständlich geht heutzutage alle militär-strategische Gefahr für Europa von Russlands imperial-expansiven Bestrebungen aus. "Die Ukraine darf den Krieg," laut Scholz, "nicht verlieren", das bedeutet aber eben auch, Putin darf den Krieg nicht gewinnen. Und, vieles deutet darauf hin, dass es auch so kommen wird. Das wäre dann auch das Aus für den grassierenden Putinismus in Russland. Die EU- und NATO-Staaten scheinen im Einklang von Wort und Tat, unterm Strich, genau dieses Ziel zu verfolgen.


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#5667

RE: Putin

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 20:24
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von mbockstette im Beitrag #5666
Zitat von Maga-neu im Beitrag #24
Zitat von nahal im Beitrag #23
Zitat von Maga-neu im Beitrag #20
Zitat von nahal im Beitrag #19
Zitat von nahal im Beitrag #18


Russland ist ein Wirtschaftszwerg, der nicht anzubieten hat.



Ich will nicht Spanien und Italien beleidigen, aber Russland BSP liegt genau zwischen diesen zwei Wirtschaftsriesen:
-etwas mehr als Spanien, etwas weniger als Italien.
Und dabei sind etwa 25% des russischen BSP Rohstoffexporte.

Russlands Status stützt sich vor allem auf das Nuklearpotential (etwas weniger auf das konventionelle Potential), die Rohstoffe und die Landmasse. Wirtschaftlich ist es eine Mittelmacht, "Soft Power" besitzt es in geringem Maße.



Maga,
Historiker betrachte Lagen langfristig;
Russlands Bedrohung ist nicht der Wesen sondern China. Und das auch wirtschaftlich.


Sehe ich auch so. Und die Bedrohung für Europa, Nordamerika kommt auch nicht durch Russland, sondern durch China. Wie nannten es die alten Römer, die ein bisschen von Machtpolitik verstanden: Divide et impera.


Das Motto: "Herrschen durch Teilung", zeichnet den Machtverstand Putins aus. Beim Teilen der Ukraine ist er ja schon relativ weit gekommen, nur mit dem Herrschen will es einfach nicht klappen. Irgend wann wird auch dieser Krieg beendet sein und was dann noch von Russlands Machtstellung/Bedeutung übrig bleiben wird, das wird sich als das Gegenteil von imperialer Größe und globaler Stellung herausstellen. Dem Anspruch eines Zar Peter der Große kann der Kleinbürger Putin nicht gerecht werden, da droht ihm dann doch viel eher ein Abgesang als letzter Zar: "Putin der Versager".

Und, selbstverständlich geht heutzutage alle militär-strategische Gefahr für Europa von Russlands imperial-expansiven Bestrebungen aus. "Die Ukraine darf den Krieg," laut Scholz, "nicht verlieren", das bedeutet aber eben auch, Putin darf den Krieg nicht gewinnen. Und, vieles deutet darauf hin, dass es auch so kommen wird. Das wäre dann auch das Aus für den grassierenden Putinismus in Russland. Die EU- und NATO-Staaten scheinen im Einklang von Wort und Tat, unterm Strich, genau dieses Ziel zu verfolgen.

Es ist ein bisschen früh, historische Urteile abzugeben. :-)
Sicher ist, Putin hat seine Optionen verengt - er ist zum "Asiaten" geworden: China und Indien wissen um seine verengten Optionen und werden sich das zunutze machen. Welche wirtschaftlichen Folgen das Ganze hat, mal sehen. Vielleicht auch positive, denn Russland wird gezwungen sein, selbst erfinderisch zu werden.
Die Gefahren für Europa sind vielfältig:
- Im Süden eine instabile Region, die durch die "Interventionen" unserer Freunde noch instabiler geworden ist und einem Mittelmeer, das eine wahre Völkerwanderung sieht.
- Im Osten ein Russland, das einem verwundeten Bären gleicht und das durch eine überflüssige Provokationspolitik zum Krieg gereizt worden ist.
- In Asien ein China, das seinen Einfluss kontinuierlich ausdehnt und das eine aggressiv-merkantilistische Politik betreibt.
- In Amerika ein zunehmend unberechenbarer Verbündeter, dessen politischer, wirtschaftlicher und auch kultureller Einfluss sinkt und der deshalb zunehmend geneigt ist, auf die "militärische Karte" zu setzen und der, nebenbei gesagt, die Verbündeten in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht ausspioniert. Bei dem zudem nicht auszuschließen ist, dass er versucht, die deutsche Wirtschaft zu schädigen.
- Am wenigsten problematisch ist einstweilen Indien, obwohl die Gefahr einer nuklearen Eskalation in Indien / Pakistan höher ist als sonstwo - von der Ukraine einmal abgesehen.



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 20:25 | nach oben springen

#5668

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 20:55
von Leto_II. | 27.804 Beiträge

Zitat von nahal im Beitrag #5635
Zitat von mbockstette im Beitrag #5632
Zitat von Leto_II. im Beitrag #5629
Zitat von mbockstette im Beitrag #5627
Zitat von Leto_II. im Beitrag #5625
Was natürlich gleichbedeutend damit ist, einzig deutsche Panzer an die Front zu schicken, andere gibt es ja nicht.


Bitte nicht unsachlich werden.

https://www.stern.de/politik/ausland/ukr...--31813506.html

Es geht um NATO-Material, Michael. Der T-72 erfüllt dieses Kriterium eher weniger.

Europäische Produzenten innerhalb der Nato von Kampf- und Schützenpanzern sind mindestens das UK, Frankreich, Italien und Deutschland, Spanien hat mindestens einen eigenen Schützenpanzer.


Polen ist ein NATO-Staat und der T-72 ist ein "schwerer" Kampfpanzer. Aber, ich bin durchaus geneigt davon auszugehen, dass die vorläufige Nicht-Lieferung von NATO-Panzern an die Ukraine zwischen den USA, Frankreich, England und Deutschland gemeinsam beschlossen wurde. Panzer sind auch nicht vorrangig, sondern aktuell Mehrfachraketenwerfer, Haubitzen und die notwendigen Ortungsgeräte für diese Systeme.




So wie hier:
https://youtu.be/y3tN-BggW6I


Das waren Dohnen, keine COBRA. Interessant ist, dass da keine Feuerwalze geschickt wird, es wird mit einem Feuerauftrag erledigt und es gibt eine abschliessende "Qualitätskontrolle".


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#5669

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 20:59
von mbockstette | 12.367 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #5617
"Es gibt mindestens auch so viel gute Gründe für die BRD eine diametral entgegengesetzte Haltung einzunehmen."

Der Wunsch, "wer" zu sein und "mitspielen" zu wollen, ist den Deutschen nicht gut bekommen. Vorne mit dabei zu sein, wenn es gegen Russland geht, schon gar nicht. Die Zeiten eines schlechten deutsch-russischen Verhältnisses sind den Deutschen (und den Russen) erst recht schlecht bekommen. Die Entspannungspolitiker in Deutschland, allen voran Brandt, Bahr, aber auch Scheel und Genscher, waren keine Fantasten, keine Pazifisten, sondern Realisten. (btw, angefangen hatte die Entspannungspolitik mit Gerhard Schröder, einem Unionsmann.)

Das ist der Unterschied zwischen Staatsmännern einerseits sowie Dummbratzen oder eigene Interessen verfolgende Kriegstreiber andererseits. Hmm, warum muss ich jetzt an den Hofmockel und die Dame mit den großen Zähnen denken?


Was Du hier servierst, das ist alter Wein in alten Schläuchen - Inhalte von Zitaten aus einer Zeit, die sich anhand der Entwicklungen und Ereignisse als realitätsfernes Wunschdenken herausgestellt haben. Die lebenden Zeugen haben ihre Illusionen und Irrtümer bezüglich Putins Russland mit großem Bedauern eingestanden und die toten Zeugen fehlte dafür nur die Gelegenheit. Altes Denken, so wie Du es hier zum x-ten Mal als Erkenntnisgewinn anpreist, entspricht übrigens genau Putins überkommenen bellizistischen Handlungsmustern.

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Hat sich die deutsche Öffentlichkeit in Wladimir Putin getäuscht? Oder täuschen lassen? Auch der Bundespräsident gesteht inzwischen Fehler ein.

„Das aggressive Vorgehen Moskaus in der Ukraine, der mörderische Militäreinsatz in Syrien und die weitgehende Absage an jede Kooperation mit den westlichen Ländern gilt als eine schockierende Zäsur, als jähe Wende in den Beziehungen.“

Das, so könnte man meinen, ist ein höchst aktueller Kommentar zu dem Krieg, den der Kreml am 24. Februar 2022 unter Vorwänden gegen die Ukraine vom Zaune gebrochen hat. Doch weit gefehlt, es ist ein Zitat aus meinem Buch „Putins russische Welt. Wie Moskau Europa spaltet.“ Daran hatte ich nach der Okkupation der Krim und der De-facto-Besetzung von Gebieten in der Ostukraine 2014 zu arbeiten begonnen. Es erschien 2017, also schon vor fünf Jahren.

Heute erleben wir ein Déjà-vu. Wieder ist das Erstaunen groß, das habe man nicht kommen sehen, heißt es allenthalben, wie hat das nur geschehen können? Sogar der Bundespräsident räumt im SPIEGEL vom 9. April 2022 Fehler in der bisherigen deutschen Russland-Politik ein: „Da habe ich mich, wie andere auch, geirrt.“

Der an Anekdoten reiche russische Volkshumor kleidet derlei Vorgänge in die Worte: „Oh, das ist uns ja noch nie passiert! Aber hej, da ist es schon wieder!“

Die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen in der postsowjetischen Zeit ist auf deutscher Seite reich an Missverständnissen und Zweckoptimismus, aber auch Realiätsverweigerungen, blauäugiger Naivität und träumerischer Russophilie. Natürlich spielte auch die Hoffnung auf gute Geschäfte im rohstoffreichen eurasischen Großreich mit seinen gewaltigen Absatzmöglichkeiten eine nicht zu unterschätzende Rolle, bis hin zum Festhalten an der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2. Das war, so räumt Bundespräsident Steinmeier mittlerweile ein, „eindeutig ein Fehler. Wir haben an Brücken festgehalten, an die Russland nicht mehr geglaubt hat und vor denen unsere Partner uns gewarnt haben«.

Ein erstes großes Missverständnis entstand nach dem Fall von Mauer und Eisernem Vorhang mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Im Westen wurde das Ereignis weitgehend mit Gefühlen großer Erleichterung, Freude und Hoffnung auf künftig gedeihliche Beziehungen verbunden. Endlich, so der Stoßseufzer in den westlichen Ländern, sei die Zeit der gefährlichen Konfrontation der Supermächte vorbei.

Gleichzeitig wurde angenommen, die überwältigende Mehrheit der ehemaligen Sowjetbürger müsse das auch so sehen. Sie müssten doch beglückt sein angesichts der Tatsache, dass eine jahrzehntelange kommunistische Unterdrückung endlich ein Ende gefunden hat. Doch weit gefehlt. Zwar fühlten sich die Dissidenten aus sowjetischen Zeiten befreit, auch jene, die die Demokratie für die bessere Daseinsform hielten. Die größere Mehrheit indes bedauerte den Zusammenbruch eines Imperiums, dessen Existenz, so meinten sie jedenfalls, auch ihnen eine gewisse Bedeutung verlieh.

Man war zwar arm, dafür aber Bürger eines Landes, das sich den USA ebenbürtig zeigte. Putins Urteil über den Zerfall der UdSSR als „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ ist somit nicht nur charakteristisch für die Denkweise des Mannes im Kreml, sie wird bis heute geteilt von einer Vielzahl seiner Landsleute. Diese empfanden gleichzeitig die wenigen Jahre, in denen nach dem Ende der Sowjetunion Demokratie versucht wurde, als Zeit des Chaos und der Verelendung.

Russlands Demokratie fehlten überzeugte Demokraten

Die demokratische Umgestaltung Russlands, die Putin im Westen zeitweilig überzeugend als unumkehrbar „verkauft“ hat, wurde von der russischen politischen Klasse intern ohne Enthusiasmus als Entgegenkommen gegenüber westlichen Forderungen verstanden. „Was sollen wir denn noch tun, wir machen doch schon alles, was ihr wollt!“ rief mir ein fast schon verzweifelter russischer Diplomat Anfang der 2000er Jahre zu. Er war der Meinung, das müsse doch honoriert werden. Gewollte hatte er, ebenso wie weite Teile der politischen Eliten, diese Entwicklung nie.

Geradezu höhnisch hielt Sergej Karaganow, Ehrenvorsitzender des russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, dem Westen 25 Jahre nach dem Zusammenbruch der UdSSR seine Blauäugigkeit vor. Karaganow, der den Kreml in außenpolitischen Fragen beriet, sah zwar mehrere Faktoren, die für die Krise in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen verantwortlich sind. Doch der für ihn erste und wichtigste »besteht darin, dass der Westen glaubte, er habe in den 1990er Jahren gesiegt, und dass das für immer so bleibe«.Zur Auflösung der Fußnote[3]

Russland, so darf dieser Karaganow-Satz interpretiert werden, hatte nie die Absicht, den Status quo nach dem Abzug seiner Streitkräfte aus Osteuropa zu akzeptieren. Denn das hätte bedeutet, die Souveränität der osteuropäischen Staaten und der ehemaligen Sowjetrepubliken und damit deren Gleichwertigkeit anzuerkennen. Dazu konnte Moskau sich indes mit Blick auf seine Großmachtambitionen nie durchringen.

Stattdessen warteten der Kreml und seine Eliten auf einen günstigen Zeitpunkt zu einem »Roll-back«, während man sich permanent darüber beklagte, betrogen worden zu sein. Man tat ganz offensichtlich nur so, als wolle man die Integration in den Westen. Wer aller-dings in den 1990er Jahren die Gelegenheit hatte, vertraulich mit russischen Militärs oder Diplomaten zu sprechen, hörte sie schon damals von einer »peredyschka« wispern, von einer »Atempause«, die sich das Land genehmige, um dann gestärkt aufzubrechen zu neuen Taten, gen Westen versteht sich.

Die Fabel von dem in die Ecke gedrängten, erniedrigten Russland schließt auch die Mär vom Demokraten Putin ein. Doch der war nie ein Demokrat, spielte die Rolle indes zeitweilig recht überzeugend. In den 1990er Jahren in Leningrad, das dann in St. Petersburg zurückbenannt wurde, hatte er oder wohl eher seine Befehlsgeber nach seiner Rückkehr aus der gerade zusammengebrochenen DDR den richtigen Riecher. Er meldete sich beim Dekan der Universität, dem späteren Oberbürgermeister Anatoli Sobtschak, bot seine Dienste an und verschwieg auch seine Herkunft nicht. Sobtschak, der von seinen Zeitgenossen als eleganter und redegewandter Juraprofessor beschrieben wurde, nahm den blass erscheinenden Typen auf, der immerhin auf ein Jurastudium verweisen konnte.

Die weit verbreitete Annahme, Putin habe sich erst nach und nach unter dem Eindruck eines aggressiven Verhaltens des Westens, insbesondere der Nato, von einem Reformer zu einem Hardliner gewandelt, hält den historischen Fakten nicht stand. Es ist zu vermuten, dass Putin schon damals, als er sich Sobtschak andiente, einen Auftrag des noch existierenden KGB ausführte. Anfang 2000 wurde nämlich bekannt, dass Putin nach seinem offiziellen Ausscheiden aus dem Dienst weiterhin der sogenannten »aktiven Reserve« des Geheimdienstes angehörte. Das geflügelte Wort »Einmal Spion, immer Spion« hat in Russland einen besonders realistischen Klang. Die »aktive Reserve« des KGB durchzog die gesamte Gesellschaft. Dabei handelte es sich um die unzähligen und wohl auch nie gezählten KGB-Agenten, die in alle zivilen Institutionen der UdSSR eingeschleust worden waren.

Trotzdem, oder deswegen, konnten Sobtschak und Putin gut miteinander. »Die beiden teilten eine gemeinsame Abneigung gegen demokratische Abläufe, aber Anfang der neunziger Jahre war eine nach außen zur Schau getragene Treue zu demokratischen Grundsätzen der Preis für das Ergattern von staatlichen Ämtern – und damit für ein angenehmes Leben«, wie Masha Gessen in ihrem 2012 erschienenen Enthüllungsbuch »Der Mann ohne Gesicht« über Putin schildert.Zur Auflösung der Fußnote[4]

Wiederbelebte sowjetische Denkweisen
Mimikry war also vonnöten in diesen Jahren, um die tiefsitzenden inneren Haltungen und Abneigungen zu überspielen. Der inzwischen verstorbene Anatoli Sobtschak, der manchmal heute noch als einstiger Reformer gehandelt wird, kommt bei Masha Gessen nicht gut weg. Er habe zwar kurz und innig mit der Demokratie geliebäugelt, dann aber einen tiefen Hass auf demokratische Grundsätze entwickelt. Die Gründe glaubt sie in der Persönlichkeitsstruktur des einstigen Hochschuldozenten gefunden zu haben. Ihm habe der politische Wettbewerb missfallen, ebenso die Möglichkeit, dass jemand eine andere Meinung vertreten und beibehalten konnte.

Zudem sei Putin unablässig bestrebt gewesen, ihm die Nachteile des demokratischen Systems vor Augen zu führen. »Putin, der zu seinem ständigen Begleiter geworden war, überredete ihn, das Amt des Bürgermeisters einzuführen, um nicht Gefahr zu laufen, von widerspenstigen Mitgliedern des Staatsrates jederzeit abgesetzt zu werden.« Demokratie? Nein danke! »Putin empfand seinerseits eine mindestens vergleichbare Abneigung gegen demokratische Reformen wie Sobtschak, aber seine gingen viel tiefer“, schrieb Gessen.Zur Auflösung der Fußnote[5] Er hielt zwar nicht viel von der kommunistischen Ideologie, obwohl er der KPdSU natürlich angehörte. Die Säulen seines Glaubens waren die Sowjetunion und der KGB so-wie die daraus erwachsene Denkweise.Zur Auflösung der Fußnote[6]

Diese Denkweise wurde erstmals 1994 aktenkundig. Zusammen mit Bürgermeister Sobtschak nahm Putin, international immer noch ein unbeschriebenes Blatt, am 101. Bergedorfer Gesprächskreis der Körber-Stiftung teil. Sein Auftritt dort rief Kopfschütteln und Verwunderung hervor. »Vergessen Sie nicht«, erklärte der 1992 zum stellvertretenden St. Petersburger Bürgermeister avancierte Putin den anwesenden Historikern, Politologen und Politikern, darunter der deutsche Verteidigungsminister Volker Rühe, »dass Russland im Interesse der allgemeinen Sicherheit und des Friedens in Europa freiwillig riesige Territorien an die ehemaligen Republiken der Sowjetunion abgegeben hat; darunter auch solche Territorien, die historisch immer zu Russland gehört haben. Ich denke dabei nicht nur an die Krim oder an Nordkasachstan, sondern beispielsweise auch an das Kaliningrader Gebiet.«Zur Auflösung der Fußnote[7]

Das habe zur Folge gehabt, »dass jetzt plötzlich 25 Millionen Russen im Ausland leben, und Russland kann es sich einfach nicht leisten – allein schon im Interesse der Sicherheit in Europa –, dass diese Menschen willkürlich ihrem Schicksal überlassen bleiben. […] Solange aber die Weltgemeinschaft die berechtigten Interessen des russischen Staates und des russischen Volkes als einer großen Nation nicht achtet, werden in diesem Land, in dieser Nation immer wieder solche Kräfte auftauchen, die die Stabilität in Russland bedrohen.«Zur Auflösung der Fußnote[8]

Deutsche Teilnehmer reagierten irritiert und mit Unverständnis: »Herr Putin hat uns gestern mit seiner Vision einer urtümlich russischen Territorialbestimmung sicher überrascht«, bekannte die Russlandhistorikerin Ingeborg Fleischhauer. Seiner Betrachtungsweise liege »ein aus der asiatischen Tradition kommender Archetypus zugrunde, der sich so ausdrückt: Territorien, die von russischem oder von slawischem Blut getränkt sind, haben ein Recht darauf, für immer in slawischem Besitz zu bleiben. Man kann darüber streiten, inwieweit so etwas heute noch Bedeutung hat. Aber wir sehen auch in unserer Debatte, dass diese Mentalität noch wach ist.«Zur Auflösung der Fußnote[9]

Offensichtlich konnte man sich nur schwer vorstellen, dass diese Denkweise eben kein Auslaufmodell war, sondern ein Grundzug im Selbstverständnis der herrschenden Eliten in Russland, besonders des Militärs und des Geheimdienstes. Der Bremer Professor Wolfgang Eichwede wandte sich gegen Putins Erklärung, die ein Spiegelbild der schon damals wieder aufflammenden Debatte über die »nationalen Interessen« Russlands war. Er warnte davor, »für das Territorium der früheren Sowjetunion so etwas wie eine russische Monroe-Doktrin zu entwerfen. Offen oder versteckt klingen bei vielen meiner russischen Kollegen solche Gedanken an. Die Muster und Gewohnheiten einer Hegemonialmacht sind nicht so einfach abzustreifen.«Zur Auflösung der Fußnote[10]

Im gleichen Jahr hatte der heutige Kremlchef einen Auftritt, der eigentlich keine Zweifel an seinen Grundüberzeugungen lassen sollte, von dem aber in späteren Biografien nicht mehr die Rede war. In Hamburg kam es bei einer Veranstaltung der Europäischen Union zu einem Eklat. Lennart Meri, der erste nachsowjetische, demokratisch gewählte estnische Präsident, hielt dort eine Rede. Er war der Führer einer antisowjetischen Befreiungsbewegung gewesen, die die Okkupation des kleinen Landes durch die Sowjetunion nicht akzeptieren wollte. »In seiner Rede in Hamburg bezeichnete er nunmehr die Sowjetunion als ›Besatzer‹. An diesem Punkt stand Putin, der unter russischen Diplomaten saß, auf und verließ den Saal«, beschreibt Masha Gessen die Situation.Zur Auflösung der Fußnote[11]

Es habe sehr beeindruckend gewirkt, gibt sie die Erinnerung eines Augenzeugen wie-der. »Die Veranstaltung fand im Rittersaal statt, der eine zehn Meter hohe Decke und einen Marmorfußboden hat, und in die eingetretene Grabesstille hallte jeder Schritt von der Decke wider. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, schlug die schwere guss-eiserne Tür mit einem ohrenbetäubenden Knall hinter ihm zu.« Der „Demokrat“ Putin ließ grüßen.Zur Auflösung der Fußnote[12]

Putin-Begeisterung im Bundestag
Nur wenige Jahre später veranlasste Putin den Deutschen Bundestag zu Begeisterungsstürmen. Sein Auftritt im Jahr 2001, kurz nachdem er im Jahr 2000 Präsident geworden war, geriet zu einem Höhepunkt der Täuschung und Selbsttäuschung. Noch immer, so mein Eindruck, bekommen deutsche »Putin-Versteher«, aber nicht nur sie, vor Rührung feuchte Augen, wenn sie sich an die Rede des Kremlchefs vor dem deutschen Parlament erinnern. Tatsächlich fielen dort Worte von gewaltiger Durchschlagskraft, die, so die Hoffnungen des Auditoriums, eine neue Ära in den deutsch-russischen Beziehungen im europäischen Kontext zu begründen geeignet waren. Präsident Putin benutzte die Sprache seiner Gastgeber und punktete damit.

»Unter der Wirkung der Entwicklungsgesetze der Informationsgesellschaft konnte die totalitäre stalinistische Ideologie den Ideen der Demokratie und der Freiheit nicht mehr gerecht werden«, analysierte er die Gründe für die Umwälzungen in der einstigen Sowjetunion. Niemandem fiel offenbar auf, dass Putin sich vor einer eindeutigen Verurteilung des Stalinismus herummogelte, ihm aber für die Phase vor der Informationsgesellschaft seine Existenzberechtigung zubilligte. Erst dann habe er den freiheitlichen Ideen »nicht mehr gerecht werden« können.

Historischer Moment am 25.9.2001. Zum ersten Mal redet mit Wladimir Putin ein russischer Präsident vor dem Bundestag in Berlin und entwirft Perspektiven weiterer Entspannungspoliik. Im Nachinein ist umstritten wie ernst Putin seine Rede gemeint hat.In Lightbox öffnen
Historischer Moment am 25.9.2001. Zum ersten Mal redet mit Wladimir Putin ein russischer Präsident vor dem Bundestag in Berlin und entwirft Perspektiven weiterer Entspannungspoliik. Im Nachinein ist umstritten wie ernst Putin seine Rede gemeint hat. (© picture-alliance, ZB | Peer Grimm)

»Der Geist dieser Ideen ergriff die überwiegende Mehrheit der russischen Bürger«, fuhr Putin fort. »Gerade die politische Entscheidung des russischen Volkes ermöglichte es der ehemaligen Führung der UdSSR, diejenigen Beschlüsse zu fassen, die letzten Endes zum Abriss der Berliner Mauer geführt haben. Gerade diese Entscheidung erweiterte mehrfach die Grenzen des europäischen Humanismus, sodass wir behaupten können, dass niemand Russland jemals wieder in die Vergangenheit zurückführen kann.«Zur Auflösung der Fußnote[13]

Vor allem die Worte von der Unumkehrbarkeit der Entwicklung versetzten die deutschen Abgeordneten in helle Begeisterung. Verklärten Blicks sahen sie über die Tatsache hinweg, dass der Gast aus Moskau in bester Demagogenmanier Ursache und Wirkung vertauschte, Zeitabläufe falsch darstellte. Denn tatsächlich wurde zuerst die Mauer zwischen den Systemen von den Ostdeutschen niedergerissen, die von Putin gelobten politischen Entscheidungen Moskaus folgten danach und widerwillig. Die »Mauerspechte« in Berlin pickten im Beton, ohne dass irgendjemand eine Erlaubnis aus Moskau erhalten hätte. Im Gegenteil.

Noch im Dezember 1989, einen Monat nach dem Fall der Mauer in Deutschland, hielt der sowjetische Außenminister Eduard Schewardnadse vor dem Politischen Ausschuss des Europaparlaments in Brüssel eine Rede, die in ihrem Ton »scharf und in ihrem Inhalt prinzipiell« gewesen sei, wie sich der letzte Botschafter der DDR in Moskau, Gerd König, erinnerte.

Die sowjetische Führung habe zu dieser Zeit keine Zweifel aufkommen lassen, »dass sie von einem Fortbestand der DDR als einem souveränen Staat im Warschauer Vertrag ausging«. Schewardnadse habe sich in dem Zusammenhang gegen »Ratschläge« und »Vorschriften« verwahrt, wie und wann »die Gesellschaftsordnung in der DDR zu ändern sei«. Schewardnadse forderte »die Beachtung der Realitäten in Europa, zu denen aus sowjetischer Sicht die unterschiedlichen politischen und militärischen Bündnisse, die Unantastbarkeit der Grenzen in Europa und das Bestehen zweier souveräner Staaten gehörten. Von der Herstellung der deutschen Einheit könne keine Rede sein …«.Zur Auflösung der Fußnote[15] Es folgte eine Phase der Agonie im Sowjetland. Moskau musste die von Schewardnadse vorgetragene Position unter dem Druck eigener ökonomischer Schwäche und der rasend schnell ablaufenden politischen Prozesse aufgeben. Im Frühjahr 1990, da war die deutsche Wiedervereinigung bereits auf einem irreversiblen Weg, stimmte Gorbatschow dieser Tatsache zu, die er nicht mehr verhindern konnte. Sein Verdienst ist ganz sicher, dass er die Hardliner in den eigenen Reihen ignorierte und er keine sowjetischen Panzer auf deutsche Straßen rollen ließ. Eine Haltung, die ihm heute von den putinschen Eliten als »Landesverrat« angekreidet wird.

Ein hilfreicher Ghostwriter
Das alles wusste Putin natürlich, aber er brauchte den PR-Auftritt. Deutsche Politiker offenbar auch. So war Bundeskanzler Kohls Berater Horst Teltschik hilfreich bei der Abfassung jener Passagen der Putin-Rede, die das russisch-deutsche Verhältnis betrafen. Er sei von einem Vertrauten des russischen Präsidenten angesprochen worden, ob er bereit sei, Putin gelegentlich zu einem Gedankenaustausch zur Verfügung zu stehen, erinnerte sich Teltschik später:

„Ich habe zugesagt. So fand eines dieser Gespräche vor seiner Bundestagsrede in Moskau statt. Daran teilgenommen haben meiner Erinnerung nach einige Minister wie zum Beispiel Gref, Kudrin und andere sowie drei Deutsche, unter anderem der ehemalige Hamburger Bürgermeister Henning Voscherau. Ich schlug Putin unter anderem vor, aus seiner Sicht den Standort Russlands und seine Beziehung zu Europa zu erläutern. Er tat das mit der Formulierung: ´Russland sei ein freundliches europäisches Land` und mit der Aussage, ´dass wir noch Schwierigkeiten hätten, einander zu vertrauen`.“

Eine zu vertrauensvolle Zusammenarbeit? Der ehemalige Kanzler-Berater Horst Teltschik als Gastgeber der Münchener Sicherheitskonferenz 2007 mit Wladimir Putin.In Lightbox öffnen
Eine zu vertrauensvolle Zusammenarbeit? Der ehemalige Kanzler-Berater Horst Teltschik als Gastgeber der Münchener Sicherheitskonferenz 2007 mit Wladimir Putin. (© picture-alliance/dpa, Dmitry_Astakhov)

Nach dem Gespräch sei ein Mitarbeiter Putins auf ihn zugekommen und die Bitte des Präsidenten übermittelt, ihm die Vorschläge schriftlich zu übermitteln. „Das habe ich dann auch getan“.Zur Auflösung der Fußnote[16]

Das war im beiderseitigen Interesse. Beide Seiten wollten, dass der neue Herr im Kreml gut ankommt bei den deutschen Abgeordneten. Putin brauchte Deutschland als Wirtschafts- und Finanzmacht, für Deutschland war Russland als Lieferant von Energieträgern und Partner in Sicherheitsfragen unersetzbar, glaubte man damals.

Die Abgeordneten des Bundestages wiegten sich euphorisch in der Illusion, dass aus dem gefürchteten Sowjetimperium nun ein zivilisierter russischer Staat werden würde, sich willig in die europäischen Strukturen einfügend. Sie realisierten nicht, dass diese aus europäischer Sicht wünschenswerte Zukunft für Moskau den endgültigen Abschied vom Großmachtstatus bedeutet hätte.

Putin seinerseits »vergaß« ihnen zu sagen, dass sein Russland diesen Status auch innerhalb der „erweiterten Grenzen des europäischen Humanismus“ nicht aufzugeben bereit war. Doch für diese Wahrheit schien ihm die Zeit noch nicht reif. Auch andere, durchaus sinnvolle Fragen kamen den meisten der Anwesenden nicht in den Sinn. Wer wollte in diesem, wie es schien, historischen Moment an Putins Jahre im kriminellen St. Petersburg erinnern? Wer hatte überhaupt auf dem Schirm, welche Rolle der Bundestagsredner dort, in der „nördlichen Hauptstadt“, gespielt hatte? Wer wusste schon, dass sich hier ein Hardliner präsentierte, der offensichtlich »Kreide gefressen« hatte, um die Deutschen zu umgarnen?

Die so großartig beschworene »politische Entscheidung des russischen Volkes« für Demokratie und Freiheit hatte für Putin, wie die darauffolgenden Jahre zeigen sollten, letztlich nur den Wert einer Sprechblase. Er ließ sie platzen, als es ihm für die Durchsetzung der eigenen Interessen nützlich schien. Werner Schulz, der einstige DDR-Dissident und ehemalige Europa-Abgeordnete von Bündnis 90 /Die Grünen, war noch Jahre später wütend über die Vorstellung, die der Kremlchef in Berlin abgeliefert hatte. »Ich habe in ihm immer diesen skrupellosen und kaltblütigen Geheimdienstoffizier gesehen. Während seiner Rede im Bundestag 2001 bin ich rausgegangen. Viele Abgeordnete waren begeistert, weil er Deutsch gesprochen hat, und haben dennoch kaum auf seine Worte gehört. Wir haben Putin unterschätzt, diesen Gewalttäter.«Zur Auflösung der Fußnote[17]

Zweckoptimistisch überhörte Warnungen
Warnungen hatte es freilich schon damals gegeben. Bereits bei Putins Amtsantritt im Jahr 2000 hatte der Ex-KGB-General Oleg Kalugin vor den Intentionen des neuen Mannes im Kreml gewarnt, der in die Sowjetära zurückkehren wolle. Viele haben das damals nicht ernst genommen. Der Zug sei abgefahren, das Ende der Sowjetunion unumkehrbar schon deshalb, weil die einstigen Unionsrepubliken da nicht mitspielen würden. Das stimmte wohl.

Verkannt aber wurde, dass Kalugin eher vom sowjetischen Geist sprach, den Putin sich anschickte aus der Flasche zu lassen, während er öffentlich von Demokratie in Russland und Integration in internationale Strukturen sprach.Zur Auflösung der Fußnote[18]

Elf Jahre später brauchte der Kremlchef keinen Nebelvorhang mehr, Kalugins Einschätzung erwies sich als erschreckend richtig. Putin verkündete im Oktober 2011 eine neue Ordnung im Lande: »Die Sowjetunion – das ist Russland, nur unter einem anderen Namen.« Seitdem, so der Russlandexperte Professor Hannes Adomeit im Jahr der Krim-Annexion 2014, »haben sich die Dinge in der dritten Amtszeit des Präsidenten so rasch und dramatisch entwickelt, dass man versucht sein könnte, die umgekehrte Feststellung zu treffen: Russland – das ist die Sowjetunion, nur unter einem anderen Namen.«Zur Auflösung der Fußnote[19]

Der weitsichtige Ex-General Kalugin hatte das frühzeitig erkannt. In seinem offenen Brief aus dem Jahr 2000 charakterisierte er den neuen Kremlchef als einen Mann, der dazu neige, das Recht rücksichtslos »unterzubuttern«, und beschuldigte ihn, »ein korruptes und kriminelles Russland zu gestalten«. Der ehemalige Chef der sowjetischen Spionage in den USA wörtlich: »Ich glaube nicht an das Russland von Putin, kriminell und korrupt, mit seiner lahmen Justiz.« Ein Land, in dem dank Putin »die Kräfte des Revanchismus in der Offensive« seien. In der gegebenen Situation sehe er sich genötigt, »politisches Asyl in der freien Welt zu suchen«.Zur Auflösung der Fußnote[20]

Die »Kräfte des Revanchismus« waren für Kalugin diejenigen, die mit der Inthronisierung des jungen, skrupellosen Mannes aus St. Petersburg die Geschichte zurückdrehen wollten. Interessant in dem Zusammenhang: Der erfahrene einstige Spion, der die USA jahrelang in Washington studiert hatte und ihre Absichten bestens kannte, erwähnte weder die Amerikaner noch die Nato in seiner Analyse. Er wusste, dass es die Interessen der Putin-Clique waren, die die Entwicklung Russlands bestimmen würden. Weitgehend unabhängig davon, was im Ausland geschah.

Zu diesen frühen Warnungen eines einstigen KGB-Generals über den wahren Charakter des Regimes passt ein Gespräch, dass ich etwa in dieser Zeit, im März 2000, mit dem angesehenen Sicherheitsexperten Alexej Arbatow von der liberalen Jabloko-Partei geführt habe, der zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Vorsitzender des Duma-Ausschusses für Verteidigung war. Mich interessierte vor allem, wie sich die Beziehungen zur westlichen Welt nach der Wahl Wladimir Putins zum Präsidenten gestalten würden.

Die Antwort des Experten für internationale Fragen verblüffte mich einigermaßen. Auch er machte dieses Verhältnis in erster Linie von der inneren Entwicklung in Russland abhängig. Im Nachhinein scheint mir, er hatte eine sehr klare Vorstellung von den Eliten seines Landes, die, mit oder ohne Putin, sehr genau wussten, was sie wollten. »Große Veränderungen wird es nicht geben. Zumindest in der ersten Zeit wird die Außenpolitik fortgesetzt, wie sie in den letzten Jahren der Jelzin-Zeit verfolgt wurde«, erklärte er mir beruhigend.

Tatsächlich herrschte damals große Unsicherheit über den weiteren außenpolitischen Kurs in Moskau. Die Verärgerung dort über das Vorgehen der USA und der Nato auf dem Balkan war noch frisch. Doch der Experte für Fragen der internationalen Sicherheit wandte sich dem Inland zu. Alles werde davon abhängen, »wie sich die Politik innerhalb Russlands gestaltet. Werden die Demokratie und die Prinzipien der Marktwirtschaft verletzt, dann werden sich langfristig die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen verschärfen.«

Auch wenn das Verhalten der Nato eine Rolle spiele, die er skeptisch sah, hänge doch alles von der inneren Entwicklung ab. »Bleibt Russland auf dem Wege der demokratischen Entwicklung, sind die außenpolitischen Perspektiven gut. Wenn sich in Russland ein totalitäres Regime herausbildet, das gewaltsame Lösungen verfolgt wie jetzt in Tschetschenien, dann werden sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen unausweichlich verschlechtern, und Russland wird die Schuld daran tragen.«

Außenpolitik hinter Masken
Die Weitsicht Arbatows ist gerade aus heutiger Sicht erstaunlich. Nur, zugehört hat man ihm - ebenso wenig wie Kalugin - damals zumindest in der Bundesrepublik kaum. Dort träumte man offensichtlich den Traum von einem Russland, dass sich trotz aller Widrigkeiten auf dem richtigen, dem demokratischen Weg befinde. Putin bediente diese Hoffnungen, indem er sich das Image eines Demokraten und Reformers gab, wie die Bundestagsrede zeigte.

Die Soziologin Olga Kryschtanowskaja, die sich intensiv mit der Anatomie der russischen Eliten auseinandersetzte, hatte da weniger Illusionen. Sie hielt die Verschleierung, Verleugnung und Verfälschung für deren übliche Existenzform. Die gegenwärtigen Machthaber, so warnte die Soziologin bereits gegen Ende von Putins zweiter Amtszeit (2007), seien daran gewöhnt, »unter der Decke« zu wirken, »hinter Masken, mit denen sie ihre tatsächlichen Absichten verbergen«. In den sieben Jahren, in denen sich die »Tschekisten«, die Geheimdienstler, in Russland an der Macht befänden, »veränderten sie das politische System des Landes, ohne auch nur einen einzigen Buchstaben der Verfassung zu verändern«.Zur Auflösung der Fußnote[21]

Es wird oft von der Unberechenbarkeit des russischen Präsidenten gesprochen, der zu unerwarteten Reaktionen neigt. Das ist sicher wahr. Wahr ist aber auch, dass die wichtigsten Entscheidungsträger in seiner Umgebung aus der gleichen Berufsgruppe, dem Geheimdienst, stammen und denen Desinformation, Geheimnistuerei und verdeckte Manipulationen sozusagen »in den Genen« liegen. Dieses Verhalten ist deshalb nicht nur charakteristisch für den Mann im Kreml, sondern für das gesamte System, das er in seinem Lande geschaffen hat. Der russische Autor Boris Schumatsky hat das in die wenig Optimismus verbreitende Formel gefasst: »Die wohl größte Schwierigkeit im Umgang mit Russland ist dies: Russland lügt. Diese pauschale Behauptung klingt wie ein Slogan des Kalten Krieges, und zugleich ist sie die Einzige, die der Realität gerecht wird.«Zur Auflösung der Fußnote[22]

Vielerlei vergessene Nato-Optionen
Die Beziehungen zwischen Moskau und der Nato gestalteten sich zunächst als Wechselspiel zwischen Annäherung und Rückschlägen. Das entscheidende Missverständnis bestand indes in der konträren Auffassung darüber, welches Ziel die Annäherung eigentlich haben sollte. Die Nato hoffte, sie werde Moskau durch Sondervereinbarungen wie die Nato-Russland-Grundakte und den Nato-Russland-Rat davon überzeugen können, dass das nordatlantische Bündnis keine Gefahr für Russland darstellt und man künftig kooperieren könne. Selbst dann, wenn weitere osteuropäische Länder Mitglieder des Bündnisses werden sollten. Sogar eine Mitgliedschaft Russlands in der Nato wurde zeitweilig erwogen.

Doch als US-Präsident Bill Clinton seinem russischen Kollegen Boris Jelzin eine Beitrittsperspektive eröffnete, schlug der diese aus. Stattdessen brachte er die Idee einer neutralen Zone in Mitteleuropa ins Spiel, beaufsichtigt von den beiden Großmächten USA und Russland.

Jelzin, gedrängt von seinen Militärs, versuchte sich in einer Variante des alten Blockdenkens. Clinton winkte ab. Die Nato, wo nach langem Zögern und auf Drängen der Osteuropäer die Signale auf Beitritt neuer Mitglieder gestellt worden waren, versuchte weiterhin, Russland in die Prozesse einzubinden. Noch bevor das nordatlantische Bündnis Beitrittsgespräche mit mitteleuropäischen Staaten überhaupt eröffnet hatte, wurde 1997 die Nato-Russland-Akte unterzeichnet: Russland bekam, ohne Mitglied zu sein, eine Sonderrolle zugebilligt. Es erhielt Sitz und Zutritt im Nato-Hauptquartier, richtete dort einen militärischen und diplomatischen Stab ein, wurde zu allen relevanten sicherheitspolitischen Entscheidungen konsultiert.Zur Auflösung der Fußnote[23] Die Stimmung in Russland änderte das nicht. Eine Moskauer Zeitung schrieb, wollte die Nato Russland gefallen, gebe es nur eins: Sie müsste sich abschaffen. Die Armeezeitung Krasnaja Swesda (Roter Stern) »würdigte« die Nato 1999 zum 50. Jubiläum mit einer ganzen Seite und der Überschrift: »Ein halbes Jahrhundert Erpressung, Drohungen«.

Vor allem in der Duma, die von Angehörigen des Militärs und der Geheimdienste geprägt wurde, regte sich deutlicher Widerstand. Bereits Anfang 1997, in dem Jahr, in dem die Nato-Russland-Akte unterschrieben wurde, entstand dort die Gruppierung »AntiNATO«. Ein Jahr später gehörten ihr 300 der insgesamt 450 Abgeordneten nahezu aller Fraktionen an. Das westliche Bündnis gewann für Russland weiter an Bedeutung als »Katalysator« zur Festigung des patriotischen Konsenses.Zur Auflösung der Fußnote[24]

Mit den Terroranschlägen auf die New Yorker Twin-Towers am 11. September 2001 schien sich das Verhältnis Russlands zu den USA, zum Westen und selbst zur Nato grundlegend zu verändern. Präsident Wladimir Putin rief seinen amerikanischen Amtskollegen George W. Bush als einer der Ersten an, um ihm sein Mitgefühl auszudrücken. Er beschwor dabei eine gemeinsame Antiterrorfront. Das Verhältnis zur Nato, zwei Jahre zuvor noch auf einem Tiefpunkt, erwärmte sich zusehends. Putin hatte eine scharfe Kehrtwende in den Beziehungen zum Westen vollzogen.

Er verstand angesichts der in Russland tristen Realitäten des Jahres 2001, dass die Finanzkraft des Westens gebraucht wurde, um eine leistungsfähige Wirtschaft einschließlich der Rüstungsindustrie aufzubauen. Nur so ließe sich der verlorene Einfluss wiedererlangen. »Nach der abrupten Wende sitzt Putin allerdings ziemlich allein im Kreml. Er entscheidet gegen die Stimmung im Land … Doch Putin braucht die Elite im Land, und auf sie ist kein Verlass. Ihre Vertreter wollen sich keineswegs auf die neue Außenpolitik umstellen. Sie verstellen sich lieber.«Zur Auflösung der Fußnote[25]

Generalstabschef Juri Balujewski, beileibe keine »Taube«, war ein klassisches Beispiel. Noch im Amt befindlich, lobte er anlässlich der Eröffnung der Nato-Vertretung in Moskau die Bildung des neuen Zwanziger-Rates als Schlusspunkt unter eine Epoche der Konfrontation. Jetzt, so der Generaloberst, würden partnerschaftliche Beziehungen hergestellt. »Russland und die Nato befinden sich in einer Struktur.« Überraschend sanft die Töne auch zur unausweichlichen Erweiterung der Nato. Jeder Staat entscheide selbst, »welchem Bündnis er beitreten will«, sagte ein sich tolerant gebender Balujewski.

Selbst die Ankündigung der Ukraine, sich der Nato weiter anzunähern, ihr langfristig sogar beizutreten, fand plötzlich – im Jahr 2002 – Verständnis im Moskauer Generalstab. Die Ausweitung der Kontakte zwischen Kiew und Brüssel sei »logisch«, befand der russische Generaloberst.Zur Auflösung der Fußnote[26]

Noch dabei mit guter Miene, heute ihr erklärter Feind. Wladimir Putin am 28. Mai 2002 mit dem damals amtierenden italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi, NATO Generalsekretär George Robertson und US-Präsident George W. Bush beim Russland-NATO-Gipfel in Rom. Die Staats- und Regierungschefs der 19 NATO-Staaten und der russische Präsident Putin hatten damals einen Vertrag über eine neue Zusammenarbeit unterschrieben. Er sah eine Kooperation auf zahlreichen Gebieten wie etwa Terrorbekämpfung und Rüstungskontrolle vor.In Lightbox öffnen
Noch dabei mit guter Miene, heute ihr erklärter Feind. Wladimir Putin am 28. Mai 2002 mit dem damals amtierenden italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi, NATO Generalsekretär George Robertson und US-Präsident George W. Bush beim Russland-NATO-Gipfel in Rom. Die Staats- und Regierungschefs der 19 NATO-Staaten und der russische Präsident Putin hatten damals einen Vertrag über eine neue Zusammenarbeit unterschrieben. Er sah eine Kooperation auf zahlreichen Gebieten wie etwa Terrorbekämpfung und Rüstungskontrolle vor. (© picture-alliance/dpa, epa ansa Schiavella)

Die weiteren Entwicklungen legen indes den Verdacht nahe, dass das Bild aus taktischen Gründen »geschönt« worden war. Schon damals grummelt es im Hintergrund weiter. Leonid Iwaschow, ehemaliger Leiter der Hauptabteilung für internationale militärische Zusammenarbeit des russischen Verteidigungsministeriums und bekennender »Falke«, tönte: »Russland hat geopolitischen Selbstmord begangen.« Putins Unterstützung der Antiterrorkoalition zeige den »naiven Ehrgeiz der russischen Führung, ihr Image aufzubessern«.Zur Auflösung der Fußnote[27]

Generaloberst Iwaschow, der zwanzig Jahre später den russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 als grundlos und falsch geißeln und Putins Rücktritt fordern sollte, hatte auch damals einfach und direkt die Stimmung ausgedrückt, die in der Militärführung herrschte, aber weitgehend unter der Decke gehalten wurde. Putin versuchte derweil nach außen zu vermitteln, dass mit den Ost-West-Beziehungen alles zum Besten stünde. Bei einem Treffen im Kreml Anfang April 2002, zu dem er deutsche Journalisten vor einer Berlin-Visite geladen hatte, konnte ich das aus erster Hand erfahren.

Nachdrücklich bekräftigte Putin die Hinwendung zum Westen, die eine unumkehrbare Grundsatzentscheidung sei. Dies sei nicht geschehen, um ihm, dem Westen, gefallen oder etwas von ihm erhalten zu wollen. »Wir bitten niemanden um etwas, ich verfolge diese Politik nur deshalb, weil ich glaube, dass dies voll und ganz den nationalen Interessen Russlands entspricht.« Diese Politik werde von den Militärs nicht nur mitgetragen, sie drängten ihn geradezu in diese Richtung, behauptete der Kremlchef.

Kurz darauf sprach ich mit dem ehemaligen sowjetischen Verteidigungsminister Igor Rodionow über Putins Äußerungen zur Haltung des russischen Militärs. Die Reaktion des Armeegenerals a.D. war knapp und eindeutig: »Das glaubt Putin doch selbst nicht!« Rodionow war zu der Zeit Duma-Abgeordneter in der kommunistischen Fraktion und immer noch bestens vernetzt mit den militärischen Eliten. In den Kreisen hat man nie aufgehört, Russlands »besondere Interessen« zu pflegen.

Rodionow sprach vor allem von »Regionen, in die möglicherweise schon bald die Nato eindringen kann: Im Baltikum, in Kaliningrad, in der Ukraine, in allen ehemaligen Unionsrepubliken hat Russland nationale Interessen, denn dort leben unsere Landsleute, die vor Diskriminierung geschützt werden müssen.«

Klartext in München 2007
Das erinnerte mich an den »frühen« Putin Mitte der 1990er Jahre, von dem sich der heutige Kremlchef kaum unterscheidet, der vermeintliche russische Interessen inzwischen weltweit einzuklagen versucht. Fünf Jahre nach dem kurzzeitigen »Honeymoon« mit den westlichen Staaten und der Nato legte der Mann im Kreml das Kostüm des verständigungsbereiten Politikers ab. Seine Rede auf der Münchner Sicherheitstagung 2007 wurde als »Paukenschlag« empfunden.Zur Auflösung der Fußnote[28] Sie geriet zu einer Kampfansage an die USA, ohne dass er es explizit angesprochen hätte. »Eine monopolare Welt, das heißt: ein Machtzentrum, ein Kraftzentrum, ein Entscheidungszentrum. Dieses Modell ist für die Welt unannehmbar. Es ist vernichtend, am Ende auch für den Hegemon selbst«, meinte Putin hoffnungsvoll. Dabei zählte er auf, was ihm in erster Linie Verdruss bereitete. Die Osterweiterung der Nato sei eine »Provokation« und verletze abgegebene Garantien. Das geplante Raketenabwehrsystem werde zu einem »Katalysator des Wettrüstens«, warnte der Kremlchef das Auditorium.Zur Auflösung der Fußnote[29] Der russische Präsident vergaß in seiner Rede allerdings, auch über die zahlreichen Versuche zu sprechen, die der Westen unternommen hatte, um Russland zum Bündnispartner zu machen. Man mag sie in manchen Fällen halbherzig nennen, aber Moskau lehnte die Offerten grundsätzlich ab. Denn letztlich ging es den russischen Militär- und Geheimdiensteliten weniger um Kooperation denn um Wiedererlangung verloren gegangener Räume.

Das aber war weder mit der EU noch mit der Nato zu machen. Die dort obwaltenden Regeln betrachtete Moskau als Beeinträchtigung seiner Souveränität, während die westlichen Organisationen kein Interesse an einem Mitglied Russland hatten, das die in langen Jahren gewachsenen Regelwerke erst einmal seinen Bedürfnissen anpassen wollte und eine Sonderrolle beanspruchte. Daran scheiterte letztlich auch Russlands ursprünglich ins Auge gefasste Beteiligung am europäischen Antiraketensystem.

Aus Moskauer Sicht ist die Nato ein geopolitischer Konkurrent und ein Faktor, der den russischen Einfluss in Europa und der Welt kraft seiner Existenz einschränkt. Es ist daher nicht wirklich entscheidend, wie sich die Allianz verhält.Zur Auflösung der Fußnote[30]

Neu aufschäumender Nationalismus
2007 in München fühlte sich Kremlchef Putin stark genug, endlich Klartext reden zu können. Ein Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Russland, resultierend aus einem traumhaft hohen Ölpreis jener Jahre, war unübersehbar. Ein Gefühl der Stärke beflügelte den russischen Herrscher.

Bereits im Herbst 2006 griff in Russland ein neuer Trend um sich: Der Rubel, einst der »hölzerne« genannt, gewann an Anziehungskraft in der Bevölkerung. Russische Bekannte fragten mich, den vermeintlichen Kenner der internationalen Währungssituation, ob sie ihre Ersparnisse besser in Dollar, Euro oder Rubel anlegen sollten. Das war neu, erstmals wurden auch Rubelanlagen ernsthaft erwogen. Der Erdgas- und Ölboom, der Russland zeitweilig mit einer Flut von Dollars überschwemmte, veränderte das Land gründlich.

Das neue Verhältnis zum einst belächelten Rubel gehörte zu diesen Veränderungen, die Politiker zu hochfliegenden Träumen animierten. »Der derzeitige Zustand der Wirtschaft in den USA – Herkunftsland der weltweit einzigen Reservewährung – stimmt bedenklich«, hatte Dmitri Medwedjew, damals erster Vizepremier und einer der Anwärter auf die Putin-Nachfolge, schon im Sommer 2006 kurz vor dem G8-Gipfel in St. Petersburg doziert. In dieser Situation komme der Rubel grundsätzlich als Welt-Reservewährung infrage.Zur Auflösung der Fußnote[31]

Die Moskauer, die sich einem Kaufrausch hingaben, stimmten ihm zu. »Wir sind wieder wer«, lautete die ungeschriebene Losung, die zugleich einen aufschäumenden Nationalismus nährte. »Russland den Russen« rief vorerst nur eine kleine, aber lautstarke Minderheit. Ausländische Investoren, deren Finanzkraft man nun nicht mehr brauchte, wurden systematisch aus dem Rohstoffbereich gedrängt. »Das, was beispielsweise auf Sachalin geschieht, wo BP und japanische Konzerne unter Druck stehen, hat ausschließlich innerrussische Gründe, konkurrierende Gruppen bekämpfen sich. Die außenpolitischen Folgen sind den Organisatoren egal«, sagte mir Fjodor Lukjanow, damals noch Chefredakteur der Zeitschrift Russland in der globalen Politik bei einem Gespräch 2008 in seiner Moskauer Redaktion.Zur Auflösung der Fußnote[32]

Das Geld, das dem Rohstoffexport entspringt, hat seiner Meinung nach auch sehr stark auf das politische Denken gewirkt. In Russland wachse das Gefühl, »dass wir die Meinung der anderen ignorieren können«. Moskau verfolge seine eigenen pragmatischen Interessen, »die der anderen kann man berücksichtigen, wenn es nützlich ist, andernfalls lässt man es«. Das betreffe alle: die USA, Japan und in einem bestimmten Grad auch Europa. »Erstmals seit 20 Jahren fühlt Russland sich völlig unabhängig«, konstatierte Lukjanow im Jahr 2008. Unabhängig im russischen Verständnis bedeutet, dass man glaubt, auf partnerschaftliche Beziehungen mit westlichen Ländern verzichten zu können.

"Ich nenne es so: Gehirnwäsche"

Wer nach Gründen für Moskaus verändertes Verhältnis zum Ausland sucht, wird hier fündig. Der Kreml hat spätestens zwischen 2006 und 2008 aus der eigenen, innerrussischen Interessenlage der machthabenden Eliten heraus eine Wende im Verhältnis zum Westen eingeleitet. Genauer gesagt, in jenen Jahren gab er nach und nach die Verschleierungsversuche auf und begann, Klartext zu reden. Zumindest teilweise. Die Erzählung von der „Einkreisung“ durch die Nato, von Russland als „Opfer“ westlicher Umtriebe galt weiter. Sie wurde stetig ausgebaut und bis heute mit immer neuen Variationen versehen.

Die jüngste Volte in der langjährigen – ich nenne es so - Gehirnwäsche: Russland verteidigt angeblich mit dem Krieg gegen die Nazi-Ukraine, im Kreml-Sprech „heilige militärische Operation“ genannt, sein eigenes Überleben. Angeblich 80 Prozent der Einwohner und Einwohnerinnen der Russländischen Föderation glauben Putin laut russischen Demoskopen und wiegen den Kremlchef in seiner Haltung sicher. Auf die Frage, ob man das Vorgehen der russischen Streitkräfte in der Ukraine unterstütze, sagten Ende März 2022 dem russischen Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentrum 53 Prozent der telefonisch Befragten, sie täten dies "definitiv", 28 Prozent sagen, sie unterstützten es "eher", zusammen also 81 Prozent.Zur Auflösung der Fußnote[33]

Ob ihn dagegen die mittlerweile erfolgten Einsichten führender Staats- und Außenpolitiker im Westen, dass sie auf Putins Mimikry hereingefallen sind, noch zu einer Umkehr beeinflussen können? Dazu Bundespräsident Steinmeier in seinem Spiegel-Interview Anfang April: »Ich habe noch auf einen Rest Rationalität von Wladimir Putin gehofft.«

https://www.bpb.de/themen/deutschlandarc...putins-mimikry/

P.S. Um das nachvollziehen zu können, dafür muss man keine Dummbratze sein und noch viel weniger ein Historiker.


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#5670

RE: Putin

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 21:02
von Indo_HS | 2.697 Beiträge

Verzögerte oder nicht-verzögerte machbare westliche Waffenlieferungen an die Ukraine hin oder her: Eine militärische Lösung wird es im Russland/Ukraine-Krieg, solange sich keine dritte Partei direkt und aktiv einmischt, nicht geben. Jedenfalls nicht eine, aus der die Ukraine - wie zuletzt von Selenskyi zweckgerichtet und innenpolitisch motiviert angekündigt - in den Grenzen von vor 2014 hervorgehen würde, also inklusive der Krim.

Aus diesem Grund kann der Weg zu einem stabilen Frieden, oder zumindest zu einem langfristigen Waffenstillstand, also das, was die kriegsgepeinigte ukrainische Bevölkerung am dringendsten benötigt ohne weiter dezimiert zu werden, logischerweise nur über den sog. diplomatischen Kanal führen, was abermals direkte, realistische und konstruktive Verhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien bedeutet.

Hierbei obliegt den wahren Freunden der Ukraine die ebenso schwierige wie wichtige und notwendige Aufgabe, nicht nur das zu tun, was die aktuelle ukrainische Führung durch eine auch diesen Freunden (allen Voran den USA und GB) geschuldete Selbstüberschätzung rein emotional-gesteuert aktuell von ihnen verlangt bzw. fordert, sondern sie vielmehr vorsichtig aber sicher davon zu überzeugen, dass ein nachhaltiger Frieden oder zumindest ein stabiler Waffenstillstand leider eben seinen Preis hat - in diesem Fall zumindest die Annektion der Krim, aber auch die mögliche Unabhängigkeit eventuell beider Donbas-Volksrepubliken auf eine Abstimmungsbasis unter internationaler Wahl-Beobachtung.



zuletzt bearbeitet 18.06.2022 21:02 | nach oben springen

#5671

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 21:02
von Leto_II. | 27.804 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #5641
Zitat von mbockstette im Beitrag #5634
Wenn die menschenfeindliche Aggression des deutschen Fernsehens nicht überwunden wird, dann wird der WK III unvermeidlich - so einen unverfrorenen Propagandadreck lässt noch nicht einmal der Kreml von Stapel.
Wir haben es in vielen Fällen, auch wenn es Journalisten gibt, die ihren Job ernst nehmen, mit Kriegspropagandisten, ja regelrechten Kriegstreibern zu tun. Die Tagesschau musste - das rechne ich ihr durchaus an - für die bewusste Fehlinformation von Zuschauern um Entschuldigung bitten. Viele dieser Leute mit ihrem "Haltungsjournalismus" wären willige Vollstrecker des Haltungspropagandisten Dr. Joseph G. gewesen.

https://www.facebook.com/photo?fbid=1022...a.4042271587700

https://blog.tagesschau.de/2022/06/16/fe...fKImLnZ4Iqj63Yc



Nun hat unsere Journaille immerhin noch nicht nach der grossen Bombe auf Moskau gerufen, in Russland soll allerdings vom Erstschlag fabuliert werden.


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#5672

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 21:25
von nahal | 24.443 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #5668
Zitat von nahal im Beitrag #5635
Zitat von mbockstette im Beitrag #5632
Zitat von Leto_II. im Beitrag #5629
Zitat von mbockstette im Beitrag #5627
Zitat von Leto_II. im Beitrag #5625
Was natürlich gleichbedeutend damit ist, einzig deutsche Panzer an die Front zu schicken, andere gibt es ja nicht.


Bitte nicht unsachlich werden.

https://www.stern.de/politik/ausland/ukr...--31813506.html

Es geht um NATO-Material, Michael. Der T-72 erfüllt dieses Kriterium eher weniger.

Europäische Produzenten innerhalb der Nato von Kampf- und Schützenpanzern sind mindestens das UK, Frankreich, Italien und Deutschland, Spanien hat mindestens einen eigenen Schützenpanzer.


Polen ist ein NATO-Staat und der T-72 ist ein "schwerer" Kampfpanzer. Aber, ich bin durchaus geneigt davon auszugehen, dass die vorläufige Nicht-Lieferung von NATO-Panzern an die Ukraine zwischen den USA, Frankreich, England und Deutschland gemeinsam beschlossen wurde. Panzer sind auch nicht vorrangig, sondern aktuell Mehrfachraketenwerfer, Haubitzen und die notwendigen Ortungsgeräte für diese Systeme.




So wie hier:
https://youtu.be/y3tN-BggW6I


Das waren Dohnen, keine COBRA. Interessant ist, dass da keine Feuerwalze geschickt wird, es wird mit einem Feuerauftrag erledigt und es gibt eine abschliessende "Qualitätskontrolle".

richtig,
und das ist der unterschied


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#5673

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 21:26
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #5671
Zitat von Maga-neu im Beitrag #5641
Zitat von mbockstette im Beitrag #5634
Wenn die menschenfeindliche Aggression des deutschen Fernsehens nicht überwunden wird, dann wird der WK III unvermeidlich - so einen unverfrorenen Propagandadreck lässt noch nicht einmal der Kreml von Stapel.
Wir haben es in vielen Fällen, auch wenn es Journalisten gibt, die ihren Job ernst nehmen, mit Kriegspropagandisten, ja regelrechten Kriegstreibern zu tun. Die Tagesschau musste - das rechne ich ihr durchaus an - für die bewusste Fehlinformation von Zuschauern um Entschuldigung bitten. Viele dieser Leute mit ihrem "Haltungsjournalismus" wären willige Vollstrecker des Haltungspropagandisten Dr. Joseph G. gewesen.

https://www.facebook.com/photo?fbid=1022...a.4042271587700

https://blog.tagesschau.de/2022/06/16/fe...fKImLnZ4Iqj63Yc



Nun hat unsere Journaille immerhin noch nicht nach der grossen Bombe auf Moskau gerufen, in Russland soll allerdings vom Erstschlag fabuliert werden.
Man kann davon ausgehen mit Putins Unterstützung. Nicht weil er die Bombe auf Berlin werfen will, sondern weil es ihm Gelegenheit gibt, sich als Realist und Moderater zu präsentieren, der er vielleicht sogar ist. Man weiß es nicht, denn Putin hat viele Gesichter.


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#5674

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 21:41
von Leto_II. | 27.804 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #5673
Zitat von Leto_II. im Beitrag #5671
Zitat von Maga-neu im Beitrag #5641
Zitat von mbockstette im Beitrag #5634
Wenn die menschenfeindliche Aggression des deutschen Fernsehens nicht überwunden wird, dann wird der WK III unvermeidlich - so einen unverfrorenen Propagandadreck lässt noch nicht einmal der Kreml von Stapel.
Wir haben es in vielen Fällen, auch wenn es Journalisten gibt, die ihren Job ernst nehmen, mit Kriegspropagandisten, ja regelrechten Kriegstreibern zu tun. Die Tagesschau musste - das rechne ich ihr durchaus an - für die bewusste Fehlinformation von Zuschauern um Entschuldigung bitten. Viele dieser Leute mit ihrem "Haltungsjournalismus" wären willige Vollstrecker des Haltungspropagandisten Dr. Joseph G. gewesen.

https://www.facebook.com/photo?fbid=1022...a.4042271587700

https://blog.tagesschau.de/2022/06/16/fe...fKImLnZ4Iqj63Yc



Nun hat unsere Journaille immerhin noch nicht nach der grossen Bombe auf Moskau gerufen, in Russland soll allerdings vom Erstschlag fabuliert werden.
Man kann davon ausgehen mit Putins Unterstützung. Nicht weil er die Bombe auf Berlin werfen will, sondern weil es ihm Gelegenheit gibt, sich als Realist und Moderater zu präsentieren, der er vielleicht sogar ist. Man weiß es nicht, denn Putin hat viele Gesichter.


Das ist aber ein Best-Case-Szenario. Oder hast Du überlesen, dass sich Putin mittlerweile in seinen Reden eher an die Geschichte als an ein anwesendes Publikum richtet?


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#5675

RE: der schwarze und der weiße

in Redakteure/Politiker/Parteien 18.06.2022 22:48
von Maga-neu | 35.160 Beiträge

https://www.facebook.com/photo/?fbid=101...t=a.25540619764

Der Proto-"Arier". Aber nein, es gibt dort keine Nazis...


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